Kapitelsamt im Kölner Dom - Ernennung eines neuen Domvikars

Fest der Heiligen Familie

domradio übertrug am Fest der Heiligen Familie das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Prediger war Domdechant Prälat Johannes Bastgen. Es sangen die Herren des Kölner Domchores unter der Leitung von Eberhard Metternich. Vor der Heiligen Messe wurde der Geheimsekretär des Kölner Erzbischofs, Oliver Boss, durch Dompropst Norbert Feldhoff zum Domvikar ernannt. Beim Domvikar handelt es sich um einen Helfer des Domkapitels. Er nimmt in Vertretung der Domkapitulare seelsorgliche Handlungen vor.

 (DR)

Die Verehrung der Heiligen Familie ist ein neuzeitliches Phänomen, das im 17. Jahrhundert verstärkt einsetzt und dann vor allem im 19. und 20. Jahrhundert an Popularität gewinnt. Die Heilige Familie, bestehend aus Maria, Josef und Jesus, gilt dabei als "leuchtendes Vorbild", von dem "Frömmigkeit", "Eintracht" und "Liebe" gelernt werden soll, wie es im Tagesgebet zum heutigen Fest heißt. Wie notwendig die Orientierung an diesen Grundhaltungen ist, wird uns nicht erst durch Negativbeispiele aus den Nachrichten oder aus dem alltäglichen Umfeld bewusst. Erfahrungen von Zuneigung und Geborgenheit, von geteiltem Kummer und geteiltem Glück, von vertrauensvoll durchgestandenen Krisen und fair ausgetragenen Konflikten, von der Großmut des Verzeihens und vom Geschenk des Neuanfangs - das Leben in der Familie prägt und trägt ein Leben lang.

Wortgottesdienst
Erste Lesung
"Du sollst Vater und Mutter ehren!" So lautet das vierte Gebot, das in diesem weisheitlichen Text konkret ausgelegt wird. In einer modernen Gesellschaft erwächst aus diesem lapidaren Satz eine Ethik für den Umgang mit den älteren, gebrechlichen Menschen. Längere Lebensarbeitszeiten und unsichere Renten, die durch den demo­graphischen Wandel bedingt sind, weisen in die entgegengesetzte Richtung. Es gilt daher neu zu lernen, was Solidarität mit der Elterngeneration bedeutet -  nicht zuletzt aus Dankbarkeit für ihre Hilfe in der Zeit, da wir selbst hilflos waren.

Oder:

Kinder sind Zukunft. Das wird uns gerade dann schmerzlich bewusst, wenn Kinder fehlen - nicht nur in unserer, sondern auch zu Abrahams Zeit. Dem alten Mann wird von Gott ein leiblicher Erbe, ein Sohn, zugesagt. Von diesem Kind soll sich eine Nachkommenschaft ableiten, so zahlreich wie die Sterne am Himmel. Abraham und Sara sind beide fortgeschrittenen Alters, dennoch schenkt Abraham der Ankündigung Glauben, und "der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an" (Gen 15, 6). Die Geburt eines Kindes fordert unseren Glauben, weil weder das neue Leben noch die daraus entstehende Zukunft im Zugriffsbereich des Menschen liegen. Das Zur-Welt-Kommen eines Kindes, mit dem (wie es bei dem jüdischen Philosophen Emmanuel Levinas heißt) die Zukunft und die Nicht-Zukunft, die unverfügbare Zukunft der Eltern beginnt, ist und bleibt ein wundervolles Geschehen.

Zweite Lesung
"Außer der Liebe nichts" - mit diesem Titel hat der zeitgenössische Dichter Peter Rühmkorf einen seiner Gedichtbände überschrieben. Außer der Liebe nichts. Alles, was für ein gutes Zusammen­leben wirklich nötig ist, lässt sich aus der Liebe ableiten. Der Kolosserbrief zählt einige Aspekte auf: Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld. Auch gegenseitiges Verständ­nis, Vergebung und Dankbarkeit ergeben sich, wo Liebe gelebt wird. "Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht." In diesem Vers wird deutlich, dass es nicht nur um ein Gefühl geht, sondern um das alles umspannende, alles durch­wirkende Prinzip, das in Gott seinen Ursprung hat.

Oder:

Woher stammt die Gewissheit? Wer gibt die Sicherheit zu einem solch wahnwitzigen Unterfangen? Abraham zögert keinen Augenblick: weder als Gott ihm aufträgt in ein fernes Land zu ziehen noch als er ihm gebietet seinen einzigen Sohn, den er als Geschenk Gottes spät empfangen hat, zu opfern. Handelt es sich um Glauben oder um Leichtsinn? Um Vertrauen oder um Verantwortungslosigkeit? Denken wir an das, was der Hebräerbrief über den Glauben sagt (Hebr 11, 1). Glauben, heißt es dort, ist "Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht". Darum gilt Abraham in der jüdischen ebenso wie in der christlichen Tradition als Stammvater des Glaubens.

Evangelium
Die Freude ist spürbar. Die Eltern gehen mit Jesus in den Tempel, um ihren Sohn den jüdischen Vorschriften entsprechend beschneiden zu lassen. Zwei alte Leute sind ebenfalls dort, die in Jesus den Retter und Messias erkennen. Simeon, ein frommer und gerechter Mann, freut sich, endlich die Weissagung erfüllt zu sehen, die er einst empfangen hat. Sein Lobpreis, in dem er Jesus als "Licht, das die Heiden erleuchtet" und als "Herrlichkeit für dein Volk Israel" begrüßt, wird in jeder Abschlusshore des Stundengebets gesprochen oder gesungen. Es sind Worte eines erfüllten Menschen, dessen Hoffnung erfüllt wurde und der darum Abschied nehmen kann. Hanna, eine 84 Jahre alte Witwe, die sich stets im Tempel aufhält, erzählt "allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten" von diesem Kind. Vierzig Tage nach Weihnachten wird das heutige Evangelium noch einmal gelesen, am Fest der Darstellung des Herrn, das in der Ostkirche "Fest der Begegnung" genannt wird. Denn es ist, als hätten Hanna und Simeon ihr Leben lang auf diese Begegnung gewartet. Lassen auch wir uns von der Begegnung erfüllen? Teilen wir die Freude Simeons und Hannas, die selig sind, das Licht der Welt sehen zu dürfen.

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)