Kapitelsamt im Kölner Dom

Zweiter Sonntag im Jahreskreis

domradio.de übertrug am Zweiten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Prediger war Prälat Günter Assenmacher. In seiner Predigt erinnert Assenmacher angesichts des heutigen Evangeliums an seine Berufung und Weihe. Zentrales Thema der Predigt ist der heutige Familiensonntag.

 (DR)

Während das Fest "Taufe des Herrn" am ersten Sonntag im Jahreskreis noch von der weihnachtlichen Hochstimmung getragen ist, beginnen nach unserem Gefühl spätestens heute die "Alltags-Sonntage". Diese sind gekennzeichnet durch fortlaufende neutestamentliche Texte: Es beginnt eine Lesereihe zu den Korintherbriefen und das Markus-Evangelium begleitet uns das ganze Jahr. Wie üblich, bilden die alttestamentlichen Texte mit der Evangeliumslesung eine Klammer um den Wortgottesdienst. All dies macht deutlich, dass der Alltag (des Jahreskreises) nicht gewöhnlich ist, sondern sich von Gottes Wort her strukturiert weiß, dass wir uns nicht selbst eine Ordnung suchen, sondern sie uns vorgeben lassen.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Der Herr ruft Samuel, doch dieser erkennt ihn nicht. Und Eli rät ihm zu schlafen. Doch Samuel kann nicht schlafen, denn der Herr ruft - wer könnte schlafen, wenn der  Herr ruft? Er lässt Samuel nicht sanft ruhen, Er ruft ihn immer und immer wieder, so lange, bis Eli versteht, wer es ist, der den Samuel ruft. Dieser selbst versteht es noch nicht. Seltsam ist es mit dem Ruf des Herrn: Er lässt uns nicht schlafen, er treibt uns um, er spricht in unser Gewissen, aber wir verstehen und erkennen nicht. Dazu bedarf es eines anderen, der uns die Augen öffnet, damit wir den Einen verstehen, der zu uns spricht.

Zweite Lesung
Die Leseordnung gönnt uns keine Einleitung, sondern wirft uns mitten in die Auseinandersetzungen, die die Gemeinde in Korinth bedrohen. Paulus hat Angst, dass die Korinther ihre in Gott gewonnene Freiheit falsch ausleben und denken, sie könnten, weil von Gott erlöst, alles tun. Der Apostel hingegen kennt den Zusammenhang von Leib und Seele: Weil wir getauft sind, gehören wir zum Herrn und sind deshalb Glieder am Leib des Herrn, der durch uns in dieser Welt wirken will. Deswegen müssen wir unsere Leiber rein halten und dürfen sie nicht der Verrohung überlassen. Paulus kennt keine Leibfeindlichkeit.

Evangelium
Johannes steht am Jordan, am Platz seiner täglichen Arbeit. Er ist allerdings nicht  betriebsblind, sondern aufmerksam und erkennt den, der an ihm vorübergeht. Dieser andere, Jesus, spricht kein Wort, und doch nötigt er Johannes das Bekenntnis ab, er sei das Lamm Gottes. Ein Lamm brauchte man, um das Pascha-Mahl halten zu können oder um ein Brandopfer darzubringen. Das Lamm steht also dafür, dass Gott in der Not geholfen hat oder dass er Sünden vergibt. Deshalb ruft das Lamm in die Nachfolge: Hier ist Heil. Jesus ruft. Die Jünger wollen bei ihm wohnen.

Zwischen den Ufern unserer Häuser
Nirgendwo als in unserem Leben strömt, von morgens bis abends,
zwischen den Ufern unserer Häuser, Straßen, Begegnungen, das Wort,
in dem Gott wohnen will.

Madeleine Delbrêl

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)