Kapitelsamt aus dem Kölner Dom / Lateinisches Hochamt aus St. Aposteln

Dritter Fastensonntag

domradio.de übertrug am Dritten Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Prediger und Zelebrant war Domkapitular Dr. Robert Kümpel.
In seiner Predigt geht er auf die Frage nach den Gründen für das Todesurteil gegen Jesu ein. domradio übertrug auch das Lateinische Hochamt aus St. Aposteln. Zelebrant und Prediger war Pfarrer Christoph Biskupek. Er beschäftigt sich in seiner Predigt mit guten und schlechten Aggressionen, auch im Hinblick auf den Amoklauf von Winnenden.

 (DR)

Habe ich die Wahl?  Wir leben eingebunden in komplizierte Zusammenhänge, die wir oft nicht durchschauen, die uns keine Wahl zu lassen scheinen. Die Versuchung zur Resignation - wem wäre sie fremd? Aber dennoch: Ich habe die Wahl, Gottes Zusage zu trauen. Das Volk Israel lebt aus der Hoffnung, dass Gott mit ihm im Bunde ist. Es hört sein Wort: Hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen (Dtn 30, 15.19). Gott schließt seinen Bund mit den Menschen und richtet an sie diese Mahnung und Verheißung. Gott bietet Leben an - und ich darf wählen: ein ermuti-gender Gedanke mitten in der Fastenzeit. Ich habe die Wahl, seinem Segen Raum zu geben in meinem Leben. Ich habe die Wahl, seinen Geist zu suchen in meiner Zeit und meinem Leben. Die Wochen der Vorbereitung auf das Osterfest: eine gute Zeit, sich einzuüben in der Wahlfreiheit eines befreiten Menschen.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Was soll ich tun? - Im Dekalog, dem Zehn-Wort, den Zehn Geboten steht diese Frage in dem großen Zusammenhang, in dem sie nach der tiefen Überzeugung der Gläubigen ihren Platz hat: Gott stellt sich vor als der befreiende Gott Israels, der dich herausgeführt hat aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus. Er spricht nicht mit erhobenem Zeigefinger. Die Tora, das Gesetz, das er seinem Volk Israel anvertraut, ist also nicht zu verstehen als eine Last, die Jahwe den Menschen auferlegen will. Die Worte der Weisung wollen vielmehr frei machen. Sie zeugen von Gottes Barmherzigkeit und seiner Bereitschaft zur Verbindung, zum Bund mit den Menschen. Der Mensch des Bundes steht in Freiheit und Verantwortung vor Gott. Gott ruft ihn immer wieder in die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Das menschliche Bemühen um verantwortungsvolles Handeln ist die Antwort auf diesen Ruf.

Zweite Lesung
Streit in der Gemeinde von Korinth, Auftreten von Cliquen mit dem Anspruch, jeweils alleine den wahren Glauben für sich gepachtet zu haben - durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte oft wiederholt. Im Brief an die Gemeinde erinnert Paulus deutlich und schroff an das, worum es eigentlich geht - an das, was sein eigenes Leben auf den Kopf gestellt hat. Das scandalum crucis, der Skandal des gekreuzigten Gottes. In der Mitte der Botschaft geht es um den Gekreuzigten, von außen betrachtet ein unerträgliches Ärgernis, bodenlose Dummheit. Paulus aber hat erfahren: in der äußersten Schwäche erweist sich die lebensrettende Stärke Gottes.

Evangelium
"Der Eifer für dein Haus verzehrt mich." -  Mit dem Zitat aus dem Gebetbuch Israels, den Psalmen, versuchen in dieser Perikope aus dem Johannes-Evangelium die Jünger zu verstehen, worauf es Jesus ankommt, wenn er voller Leidenschaft gegen einen auf Äußerlichkeiten fixierten Tempelkult vorgeht. Wie groß ist auch für Christen die Gefahr, dass Gottesdienst in äußeren Formen erstarrt und seinen Auftrag, seine Mitte verfehlt: den Blick auf Gott zu richten, der unter den Menschen Wohnung nehmen will. Johannes lässt Jesus mit rätselhaften Worten vom Tempel sprechen, der eingerissen und in drei Tagen wieder aufgebaut werden wird. Bis heute ein großes Geheimnis: In Jesus hat das fleischgewordene Wort Gottes, hat Gott unter uns Menschen gewohnt. Gegen allen Anschein hat sich diese Wohnung als unzerstörbar erwiesen.

Derjenige ist einfach,
der sich nicht schämt
das Evangelium zu bekennen,
auch vor Menschen,
die es als eine Schwäche oder Kinderei ansehen,
es zu bekennen in seinem vollen Umfang,
wo auch immer und in Gegenwart aller;
derjenige ist einfach,
der sich von niemandem täuschen
oder beeinflussen lässt,
der die Seelenruhe nicht verliert,
ganz gleich, wie die anderen
sich gegen ihn benehmen.

Johannes XXIII.

(Geistliches Tagebuch, 13.8.1961)

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)