Kapitelsamt aus dem Kölner Dom

Fünfter Fastensonntag

domradio.de übertrug am Fünften Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. In seiner Predigt zum Johannes-Evangelium rief der Kölner Generalvikar Dominik Schwaderlapp dazu auf, stets solidarisch mit Christus und Kirche zu sein. Auch in schweren Zeiten sei es Aufgabe der Christen, zum eigenen Glauben zu stehen. Schwaderlapp erinnerte in dem Zusammenhang an die zurückliegende Afrika-Reise von Benedikt XVI. und die Kritik von Medien und Politikern. 

 (DR)

Mit dem heutigen Sonntag beginnt die Passionszeit, der Blick richtet sich auf das Leiden Jesu Christi. Jesus spricht über sein Sterben, das er unausweichlich auf sich zukommen sieht, im Bildwort vom Weizenkorn: Das Saatkorn muss in die Erde gelegt werden und scheinbar zugrunde gehen, um reiche Frucht bringen zu können. Der Tod: nicht finale Katastrophe, sondern das Tor in ein unverlierbares, ewiges Leben.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Der Prophet Jeremia hält seinem Volk den Spiegel vor Augen und wird dafür angefeindet und verfolgt - Prophetenschicksal. Was ist seine Botschaft? Israel ist dem Bund mit Gott untreu geworden, hat sich "Nichtsen" zugewandt und fremde Götter verehrt. Das zwischenmenschliche Zusammenleben ist von Lug und Trug geprägt, die Solidargemeinschaft zerstört, die von Jahwe geforderte soziale Gerechtigkeit wird missachtet. Deshalb kündigt Jeremia Gottes strafende Gerechtigkeit an: Eroberung und Zerstörung sind Konsequenzen für das Verlassen Jahwes und das Vergessen seiner Weisung. Aber neben dieser drohenden Gerichtsperspektive kennt seine Botschaft auch die Heilsperspektive, die uns heute vor Augen geführt wird: Jeremia sieht einen neuen Bund, den Gott mit seinem Volk schließen will. Er schreibt ihn direkt aufs Herz, will eine Änderung der Herzen bewirken. Die Geschichte Israels ist eine Geschichte des immer wieder erneuerten Bundes Gottes mit den Menschen. Dies sollten Christen nicht vergessen, wenn sie auf ihre Weise vom neuen Bund sprechen.

Zweite Lesung
Der Verfasser des Hebräerbriefs wendet sich gegen Ende des ersten Jahrhunderts an Christen, die in Zeiten der Bedrängnis in Gefahr sind, ihren Glauben zu verlieren und zu verlassen. Ihnen zeigt er, dass es nötig sein kann, für seine Überzeugung Leiden zu ertragen. Er stellt ihnen das Beispiel Jesu vor Augen: Jesus wendet sich betend, bittend und schreiend an Gott. Er nimmt in geschwisterlicher Solidarität mit den Menschen sein Leiden an und hält es aus, er teilt mit ihnen das Menschenschicksal bis in den Tod. In seiner Annahme des menschlichen Ausgesetztseins ist er Vorbild für die, die sich ihm anvertrauen. Sie dürfen darauf hoffen, wie er durch das Leiden hindurch zum ewigen Heil zu gelangen.

Evangelium
Jetzt ist meine Seele erschüttert: Was soll ich sagen? - Ein Mensch, der in seiner inneren Erschütterung an die Grenze des Sagbaren gelangt ist - so stellt uns Johannes Jesus in der "Ölbergstunde" vor seiner Passion vor Augen. Jesus steht bis in die letzte Konsequenz zu seiner Sendung. Die zu Beginn der Perikope erwähnten Fremden, die ihn sehen, kennen- lernen wollen, erfahren: Jesus sehen heißt den leidenden Menschen zu sehen. Jesus sehen heißt mit anzusehen, wie einer in seinem Innersten erschüttert ist. Jesus sehen heißt das Leiden auszuhalten. Christen glauben: Dies gilt bis heute. Jesus sehen heißt aber auch, von seinem unerschütterlichen Vertrauen zu lernen. Jesus kann, anders als die Umstehenden, die Stimme vom Himmel verstehen, die auf rätselhafte Weise vom Verherrlichen spricht. Was kann das be-deuten? In Jesus soll sichtbar werden, wer Gott ist: der Herr über Tod und Leben.


Es werden Tage sein,
so steht geschrieben,
da blüht die Wüste auf
wie eine Rose.
Die unfruchtbare Frage
wird gebären.
Und alle Worte,
die vergeblich fielen,
werden singen.

Hans Günter Saul

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)