Jubiläums-Pontifikalamt aus dem Fuldaer Dom

Lebendige Steine

Das Bistum Fulda hat das Weihejubiläum seines Domes mit einem großen Pontifikalamt gefeiert. Zum Fest gratulierte auch Benedikt XVI. Der 300. Weihetag sei Grund zur Freude und zur Dankbarkeit. Die Kirche werde jedoch nicht aus Steinen, sondern aus den Gläubigen gebaut, erinnerte der Papst. domradio.de übertrug die Messe live in Bild und Ton.

 (DR)

Gott wolle nicht in Mauern, sondern in den Herzen der Menschen wohnen, heißt es in dem apostolischen Schreiben weiter. "Die Kirche und wir alles sind auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut, der Schlußstein ist Jesus Christus selbst." Diese Gewissheit soll die Gemeinde stärken im Zeugnis für Christus, wünschte der Papst. Er erinnerte an das Wirken des Heiligen Bonifatius in Fulda. Unter anderem die allseits spürbare Anwesenheit des "großen Glaubenbotens" bringe das Band zwischen Fulda und Rom zum Ausdruck. Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen verlas die von Staatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichneten päpstlichen Segenswünsche zu Beginn der Messe.  



Algermissen sprach von einem "glanzvollen Festtag": das Hochfest der Gottesmutter Maria und ihrer Himmelfahrt und dazu das Hochfest des Domjubiläums. Während der Fuldaer Bischof ein weiteres Pontifikalamt am Abend zelebrieren sollte, war am Vormittag Bischof Imre Asztrik Várszegi OSB, Erzabt von Pannonhalma (Ungarn) Hauptzelebrant. Das Bistum Fulda hatte den Benediktinerabt dazu eingeladen. "Zumal Fulda ohne benediktinischen Geist und ohne die Ordensregel des Benedikts gar nicht zu verstehen ist", fügte Algermissen hinzu.



"Ihr seid der Dom"

In seiner Predigt führte Bischof Várszegi die Worte des Papstes weiter aus. "Zwar ist dies das Haus unserer Gebete, das wirkliche Haus Gottes sind wir jedoch selbst", so der Bischof in Anlehnung an den Heiligen Augustinus. "Ihr seid der Dom, die lebendigen Steine", betonte der Benediktinerabt. "Ich weiß, aus wievielen Wunden unsere Weltkirche blutet, welche Sorgen wir zu tragen haben". Aber gerade in dieser Situation solle das Wort des Augustinus trösten, so Várszegi. "Wenn nun das Haus Gottes wir selbst sind, werden wir in dieser Weltzeit auferbaut, um an deren Ende geweiht zu werden".

             

Die Christen befänden sich noch immer in einer "Aufbauphase". "Wir sind noch nicht vollkommen." Aber Gott wolle gerade auf "unseren wackeligen Steinen" sein Haus aufbauen. Er rief dazu auf, die ständige Bemühung um ein überzeugendes christliches Leben nicht aufzugeben. Gottes Stärke liege in der menschlichen Schwäche, sie werde "in unserer Wackeligkeit" offenbar.



Krönungsmesse von Franz Liszt

Die Chöre am Fuldaer Dom sangen zusammen mit einem Gastchor die Krönungsmesse von Franz Liszt. Sie erklang erstmalig zur Krönung von Franz Joseph I. und Elisabeth (Sissi) zum König bzw. zur Königin von Ungarn im Jahr 1867. Die musikalische Leitung hatte Domkapellmeister Franz-Peter Huber, die Orgel spielte Domorganist Hans-Jürgen Kaiser.  



Seit bald 1.300 Jahren wird dort, wo der Fuldaer Dom seinen Platz hat, der christliche Glaube verkündet und Gottesdienst gefeiert. Das Gotteshaus steht dort, wo der heilige Bonifatius (672/674-754) einst ein Benediktinerkloster gründen ließ und wo sich bereits nicht einmal 100 Jahre später mit der Ratgar-Basilika der damals größte Kirchenbau nördlich der Alpen erhob. An ihre Stelle trat dann der jetzige Dom, errichtet von dem fränkischen Barockbaumeister Johann Dientzenhofer (1663-1726), geweiht am 14. August 1712.



Meisterwerk barocker Baukunst

Der Dom gilt als ein Meisterwerk barocker Baukunst, ist das Wahrzeichen der Stadt Fulda, ist Pilgerstätte und Touristenmagnet. Er beherbergt - wie schon die Ratgar-Basilika - das Grab des heiligen Bonifatius, dessen Wunsch es war, in Fulda beigesetzt zu werden. Das Altargrab in der Bonifatiusgruft - aus schwarzem Marmor der Aufbau, der figürliche Schmuck und die Reliefs aus Alabaster - ist ein Werk von Johann Neudecker (1663-1718). Das Reliefbild zeigt die Ermordung des Bonifatius, vom Himmel stürzen Engel mit Siegespalme und Siegeskrone. Der Altar wird von Engelgestalten flankiert. Am Altartisch ein Bildwerk, das auf die Auferstehung des Märtyrers und Bischofs Bonifatius am Jüngsten Tag hinweisen will: Unversehrt, in bischöfliche Gewänder gekleidet, schickt Bonifatius sich an, sein Grab zu verlassen, Engel heben die Grabplatte hoch.



Seit der Erhebung der einstigen Fürstabtei Fulda zum Bistum 1752 ist der Dom Kathedrale, Bischofskirche also. Der aktuelle Ortsbischof Heinz Josef Algermissen spricht von einer "herrlichen Kathedralkirche". Und betont, die Kirche oder die Kapelle, wie groß oder klein, wie prächtig oder bescheiden sie auch sein möge, bilde Herz und Mitte der Glaubensgemeinschaft.



Noch bis 3. Oktober widmet sich eine Ausstellung im Fuldaer Vonderau-Museum dem Jubiläum. Titel: "300 Jahre Dom zu Fulda und sein Architekt Johann Dientzenhofer". Zu den Exponaten gehören Baurisse, Bauverträge und natürlich Stücke aus dem Domschatz.

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