Kapitelsamt im Kölner Dom

"Im Inneren muss sich der Mensch erneuern"

Domkapitular Josef Sauerborn sprach am zweiundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis über religiöse Vorschriften und Umkehr. Hochmut gegenüber alten Riten sei fehl am Platze. Musikalisch gestalteten Sängerinnen des Mädchenchores die Messe.

Blick auf den Kölner Dom / © trabantos (shutterstock)

Am Ende des Gottesdienstes wurde der bisherige Domvikar und Domzeremonar Tobias Hopmann durch Domdechant Robert Kleine nach neun Jahren im Dienst am Kölner Dom verabschiedet. Kleine dankte dem zukünftigen Pfarrer in Euskirchen für sein engagiertes Wirken an der Hohen Domkirche.

In seiner Predigt zuvor ging Domkapitular Josef Sauerborn auf das Markus-Evangelium des Sonntags ein, in dem sich Jesus mit den Pharisäern und Schriftgelehrten eine heftige Auseinandersetzung um religiöse Rituale liefert. Seine Jünger halten sich teilweise nicht mehr an die jüdischen Reinigungsvorschriften, denn Jesus sagt: "Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“

Verwahrloste Jünger?

Domkapitular Sauerborn fragte, ob wir uns "die Jüngerschaft Jesu als eine etwas verwahrloste Gesellschaft vorstellen" müssen? Nein, Jesus habe sich mit Sicherheit an viele religiöse Vorschriften und Riten seiner Zeit gehalten und wolle keine ritualfreie Religion. Es komme auf das rechte Verständnis an:

"Der ursprüngliche Sinn dieser religiösen Praktiken hat also durchaus etwas Ganzheitliches, das der Mensch mit Leib und Seele vollzieht. Und gegen eine so verstandene religiöse Verhaltensweise ist nichts einzuwenden."

Hände waschen allein reicht nicht

Es gehe Jesus um eine echte Umkehr des Menschen in seinem Verhalten. Denn dem schlechten Verhalten „kommt man nicht bei, indem man sich rituell oder sonstwie die Hände wäscht. Im Innern ist die Unreinheit des Menschen, im Innern muss seine Umkehr vollzogen werden“, so Domkapitular Sauerborn. Eine Überheblichkeit von uns Menschen heute gegenüber der Haltung der Pharisäer sei aber fehl am Platze, betonte Sauerborn. Das Evangelium verlange von jedem Christen nach Bewährung im alltäglichen Leben.

Die Übertragung

DOMRADIO.DE übertrug am zweiundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Josef Sauerborn. Es sang der Chor der Klassen 7, 8 und 9 des Mädchenchors am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling und Anna Goeke. An der Orgel: Winfried Bönig.

“Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.“ (Mk 7,6f.)

Zum Sonntagsevangelium (Mk 7,1-8.14-15.21-23)

Wie wichtig ist es eigentlich für Gott, dass wir uns an Traditionen halten, die die Glaubensgemeinschaft entwickelt hat? Letztlich spiegelt der Text des Evangeliums eine Diskussion wider, die es gibt, seit es Religionen und mit ihnen verbundene Riten gibt. Woran muss ich mich halten, damit ich dazugehöre? Braucht Gott die Einhaltung kultischer Vorschriften, oder bedürfen ihrer doch eher die Menschen? Was ist, wie Jesus sagt, “Gottes Gebot”, und was “Überlieferung der Menschen”? Geht es um die Selbstvergewisserung einer Gemeinschaft oder um unser Offenbleiben für Gottes Überraschungs-Wort? Jesus gibt im Evangelium eine eindeutige Antwort: Gott sieht ins Herz. Das Innere des Menschen aber hat massive Folgen für das äußere Handeln, und wenn die innere Haltung nicht stimmt, könnt ihr euch die Einhaltung kultischer Vorschriften sparen. Die Antwort Jesu fordert heraus. Sie fordert uns heraus, unser Herz zu prüfen und aus hörenden Herzen zu handeln.

Susanne Sandherr

Aus: Messbuch 2021, Butzon & Bercker


Domkapitular Josef Sauerborn / © Tomasetti (DR)
Domkapitular Josef Sauerborn / © Tomasetti ( DR )

Der scheidende Domzeremoniar Tobias Hopmann wird Leitender Pfarrer in Euskirchen. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der scheidende Domzeremoniar Tobias Hopmann wird Leitender Pfarrer in Euskirchen. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Professor Winfried Bönig an der Orgel / © Beatrice Tomasetti ( DR )