Pontifikalamt aus dem Kölner Dom

Hochfest Pfingsten

domradio.de übertrug am Pfingstsonntag das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit dem Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki. Woelki erinnerte in seiner Predigt an die Bedeutung der Verkündung des Evangeliums. Auch andere Bischöfe riefen zu mehr Dialog auf.

Pfingsten (epd)
Pfingsten / ( epd )

Christus müsse als "Herr des Lebens verkündet" werden, sagte Woelki in seiner Predigt. Dies gelte insbesondere für Deutschland, das in vielerlei Hinsicht ein "Missionsland" sei. Selbst im Erzbistum Köln seien nur 38 Prozent katholisch. Viele Menschen hätte nur noch wenig Berührungspunkte mit der Kirche. Doch ohne Mitglieder, die ihren Glauben lebten, werde Kirche zu einer Anstalt, die nur noch bestimmte Bedürfnisse befriedige. 

Marx: Mehr Offenheit wichtig 

Christen müssen nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx offen auf andere Menschen zugehen. Sie könnten das Evangelium nicht leben "hinter verschlossenen Türen und in einer feindlichen Abgrenzung zu anderen Religionen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Pfingstsonntag in München. Dies gelte auch gegenüber jenen, die keiner Religion folgten, auf der Suche seien oder den christlichen Glauben aufgegeben hätten.

Gleichzeitig kritisierte Marx Tendenzen in der Gesellschaft, "neue Mauern aufzubauen, sich einzuschließen und sogenannte Leitkulturen gesetzlich festzulegen". Man könne den Eindruck gewinnen, «dass zurzeit vielerlei Ängste und Unsicherheiten da sind und sicher auch durch Pauschalisierungen, undifferenzierte Äußerungen und simples Schwarz-Weiß-Denken befördert werden». Das gelte auch im Blick auf die «sehr vielschichtige Wirklichkeit Islam in unserem Land».

Wunder der Kommunikation 

Christen müssten sich vor allem von aller Angst und aller Sorge um die eigene Identität befreien, forderte Marx. Bei der Verkündigung des Evangeliums sei entscheidend, dass sie "die Sprache der Menschen sprechen, denen wir begegnen". Evangelisation heiße, "sich auf die Lebens- und Erfahrungswelt, auf die verschiedenen Kulturen und Situationen einzulassen".

Das Wunder vom Pfingstfest sei auch ein Wunder der Kommunikation. Dieses bestehe vor allem darin, dass "die junge Kirche ihre Angst verliert, die verschlossenen Türen öffnet und sich der Welt stellt mit der Verkündigung, dass Jesus lebt". Es handele um einen Aufbruch im tiefsten Sinne des Wortes. "Türen öffnen sich, Grenzen werden überschritten, Mauern niedergerissen, Brücken zu anderen Kulturen und Völkern gebaut, Entfernungen werden überwunden."

Fünfzig Tage nach der Auferstehung Jesu feiert die Kirche die Sendung des Heiligen Geistes. Die Apostelgeschichte (2,1-11) spricht davon, dass das erste Pfingstfest an einem der großen jüdischen Wallfahrtsfeste, dem "Wochenfest" (Schavuot), stattfand. Weil dies am 50. Tag (griech. Pentekoste - Pfingsten) nach dem Pesachfest gefeiert wurde, wird deutlich, dass Pfingsten zu Ostern gehört. Es vollendet das Ostergeheimnis und bildet den Abschluss der Osterzeit. Eine Besonderheit der Pfingstliturgie ist die Sequenz "Veni Sancte Spiritus", welche das Halleluja vor dem Evangelium in prosaischer Weise fortsetzt.

Erzbischof Becker: Vergebung unter Völkern 

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sagte, der Geist Gottes helfe, zu vergeben, wo Feindschaft herrsche, auch unter Völkern. Der Geist Gottes helfe auch, treu zu bleiben, wo Verrat an der Tagesordnung sei, er wecke neue Liebe, wo es kalt werde. Er mache die Durchhaltekraft aus, wo nach Aufgeben zumute sei, betonte Becker laut Redetext in seiner Pfingstpredigt im Hohen Dom zu Paderborn.

Zu einem selbstbewussten Auftreten in der Öffentlichkeit hat der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen die Katholiken in seinem Bistum aufgerufen. Es gelte, als überzeugte Christen jedem Rede und Antwort zu stehen, "der nach dem Grund unserer Hoffnung und der Begründung unseres Denkens und Tuns fragt", sagte der Bischof am Sonntag in seiner Pfingstpredigt im Fuldaer Dom. Er warnte davor, sich ängstlich in eine sakrale Nische zurückzuziehen und einen allgemeinen religiösen Niedergang zu beklagen.

Bedford-Strohm: Mehr echte Kommunikation 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat mehr echte Kommunikation zwischen den Menschen angemahnt. Stattdessen finde in den sozialen Medien häufig "nur noch ein Abladen der eigenen Befindlichkeiten, das Herauslassen der eigenen Frustration" statt, sagte der bayerische Landesbischof am Sonntag in seiner Pfingstpredigt in München. Es herrsche ein gesellschaftliches Klima, in dem das "Zuhören, das Verstehen-Wollen, die Bereitschaft, etwas zu lernen" immer mehr in den Hintergrund trete.

Bedford-Strohm erinnerte an das "Kommunikationswunder" von Pfingsten, als in Jerusalem Menschen aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Sprachen die vom Heiligen Geist inspirierte Predigt der Jünger Jesu verstanden hätten. Dabei sei von einem Gott gesprochen worden, der sich den Menschen von Anfang der Welt bis heute in Liebe zugewandt habe. Sie hätten gehört, "wie Gott Mensch geworden ist und sich in die Perspektive der Hungernden, der Durstigen, der Kranken, der Nackten, der Gefangenen und der Fremden begeben" habe. Damit sei die Gotteserfahrung untrennbar mit dem Einsatz für die Schwachen verbunden.

Ende der Osterzeit 

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Damit endet die 50-tägige Osterzeit. Daher kommt auch der Name des festes: "Pfingsten" leitet sich ab von "Pentekoste", dem griechischen Begriff für "fünfzig". Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Die Apostelgeschichte berichtet, wie die Jünger Jesu durch das Pfingstwunder "mit Heiligem Geist erfüllt wurden und begannen, mit anderen Zungen zu reden". Das sogenannte Sprachenwunder will darauf hinweisen, dass die Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus sprachübergreifende Bedeutung für die ganze Welt hat. Bis zum vierten Jahrhundert feierten die Christen an Pfingsten nicht nur den Abschluss der Osterzeit, sondern auch die in der Apostelgeschichte erwähnte Himmelfahrt Christi. Nachdem sich dafür ein weiterer Festtag herausgebildet hatte, wurde Pfingsten eigenständig. Ähnlich wie Weihnachten oder Ostern erhielt es in einigen Ländern einen zweiten Festtag, den Pfingstmontag.


Quelle:
DR , KNA , epd