Die Feier der Osternacht

Hochfest der Auferstehung des Herrn

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat wegen der Corona-Pandemie die Osternacht im Kölner Dom unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefeiert. Zum Osterfest hat er dennoch für Zuversicht in der Corona-Krise geworben.

Kardinal Woelki in der Osternacht / © Henning Schoon (Kirchenzeitung Koeln)

Die Pandemie habe Menschen "in die Finsternis des Alleinseins, der Isolation, der Sorge um den Arbeitsplatz, der Angst vor einer Infizierung mit dem Virus" oder dem Tod durch die Krankheit gestürzt, sagte der Erzbischof beim online übertragenen Osternacht-Gottesdienst aus dem Kölner Dom. Doch inmitten dieser Nacht werde ein Licht entzündet. "Unser Osterfeuer will uns sagen: Gott brennt wie ein Feuer für uns Menschen und für seine Schöpfung", so Woelki.

Der auferstandene Christus sei das Licht, dass die Finsternis des Todes besiegt habe, sagte der Kardinal laut Redemanuskript. Dieses Licht brauchten die Menschen gerade "in unserer Zeit, in der durch den verwirrenden Pluralismus der Heilsangebote die Orientierung auf das wahre Heil schwer geworden ist". Wer sich Jesus öffne, "in dem beginnt alles Leid, alle Krankheit, aller Schmerz zu heilen", so Woelki. Wer sein Denken, Sprechen und Handeln vom Auferstandenen erleuchten lasse, strahle durch ihn in die Welt. "Dann sind wir Menschen mit Ausstrahlung, sind wir österliche Menschen", führte der Erzbischof aus.

DOMRADIO.DE übertrug die Feier der Osternacht aus dem Kölner Dom mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Als Kantor sang Oliver Sperling. An der Orgel: Winfried Bönig

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Die Feier der Osternacht ist der Höhepunkt des österlichen Triduums. Wir kommen aus dem Dunkel in das Licht, das Christus selbst für uns ist. Wir feiern das Fest unserer Erlösung. Nach ältester Überlieferung ist die Osternacht eine Zeit des Wachens (vigilia) und Betens in Trauer um den Gekreuzigten und in der Erwartung seines sieghaften Kommens. Je mehr wir wachend auf ihn gewartet haben, umso mehr können wir ihn mit österlichem Jubel begrüßen.

Die deutsche Bezeichnung „Ostern“ ist offenbar altgermanisch und hängt mit „Osten“ zusammen. Unklar ist der Zusammenhang von Namen und Fest. Möglicherweise spielt die liturgische Bedeutung des Tagesanbruchs eine Rolle, dem Zeitpunkt, an dem die Auferstehung Jesu Christi angesetzt wird.

Die Osternachtfeier hat eine klare Grundstruktur: Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier, Eucharistiefeier.          

           Lichtfeier

Bevor der Morgen dämmert (oder nach Beginn der Abenddämmerung) wird außerhalb des gottesdienstlichen Raumes ein Holzfeuer angezündet. Das Feuer wird gesegnet und die Osterkerze, Symbol für Christus, wird an diesem neuen Feuer angezündet. Mit einem Griffel zeichnet der Zelebrant ein Kreuz und den ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, das Alpha und das Omega, sowie die jeweilige Jahreszahl in die Kerze. So wird zeichenhaft deutlich, dass Jesus Christus im Zentrum aller Zeiten steht, gestern, heute und in Ewigkeit. Mit dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ oder: „Christus, das Licht“ – „Deo gratias“ oder „Dank sei Gott“ zieht die Gemeinde in feierlicher Prozession mit dem Osterlicht in die dunkle Kirche ein.

Indem sich das Licht immer mehr ausbreitet, entfaltet es seine volle Leuchtkraft. So wird an dem alten christlichen Brauch des Lucernar, dem festlichen Entzünden und der Begrüßung des Lichtes am Abend, in dieser Nacht deutlich, dass Christus die Dunkelheit des Todes in seinem Tod und seiner Auferstehung überwunden hat.

Der österliche Jubelruf des Exsultet ist ein kunstvoll gestalteter Lobpreis der Heilstaten Gottes, wie er sie in der Geschichte des Heils, besonders aber in Jesus Christus, an uns erwiesen hat: „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“    

           Wortgottesdienst

Der Wortgottesdienst beginnt mit der Lesung des ersten Schöpfungsberichts und mündet in die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer, dem sich das Osterevangelium, dem jeweiligen Lesejahr entsprechend, anschließt. Die alt- und neutestamentlichen Lesungen mit den dazugehörigen Antwortpsalmen und Gebeten erinnern uns an die Geschichte des Unheils der Menschen, die von Gott her zur Heilsgeschichte wurde.

           Tauffeier

Seit dem Ende des dritten Jahrhunderts wird die Osternacht als Tauftermin bevorzugt. Sie ermöglicht erwachsenen Taufbewerbern nach einer längeren Zeit der Vorbereitung, nun auch an der Eucharistiefeier in dieser Nacht voll teilzunehmen.

Wo keine Taufe stattfindet, wird nur das (Tauf-)Wasser gesegnet und die Gläubigen erneuern mit brennenden Kerzen in den Händen ihr Taufversprechen. Anschließend segnet der Priester sie mit dem neugeweihten Wasser.          

           Eucharistiefeier

Die Eucharistiefeier dieser Nacht ist ganz erfüllt vom Jubel über den Sieg Jesu Christi über Sünde und Tod. Im österlichen Mahl schenkt uns der Auferstandene seine bleibende Nähe. Wenn wir uns wie die Emmausjünger um ihn versammeln und miteinander das Brot brechen, wird er unter uns und in uns gegenwärtig. So lässt diese Feier in uns die Freude wachsen, dass der „Glanz dieser Nacht“ von nun an stärker ist als alle Dunkelheiten, in die wir Menschen uns verstricken können.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Die Heilige Woche 2020


Osterfeuer im Kölner Dom / © Henning Schoon (Kirchenzeitung Koeln)

Kardinal Woelki in der Osternacht / © Henning Schoon (Kirchenzeitung Koeln)

Osternacht im leeren Kölner Dom / © Henning Schoon (Kirchenzeitung Koeln)
Quelle:
DR , KNA