Hochamt aus dem Kölner Dom am 32. Sonntag

"Es geht um alles oder nichts"

domradio.de übertrug am zweiunddreißigsten Sonntag im Jahreskreis das Hochamt aus dem Kölner Dom. In seiner Predigt rief Dompropst Dr. Norbert Feldhoff dazu auf, dem Beispiel der armen Witwe aus dem Markus-Evangelium folgend Gott zu vertrauen. Man könne nicht nur halb Christ sein. "Es geht um alles oder nichts."

 (DR)

Die Sonntage am Ende des Kirchenjahres sprechen vom Ziel des Lebens. Vom ewigen Leben der Zukunft Gottes, aber auch von der konkreten Gegenwart unseres Alltags. Hier und heute entscheidet sich, was einmal sein wird. Hier und heute soll Gottes Wille geschehen, Gottes Reich Gestalt annehmen. Und es ist am Ende das Verhältnis zu den Armen, an dem sich alles entscheidet: Was wir für sie getan oder nicht getan haben, das haben wir ihm getan oder nicht getan (vgl. Mt 25).

Wortgottesdienst
Erste Lesung
In all ihrer Armut hat sich die Witwe von Sarepta Mitgefühl und die Bereitschaft zur Zuwendung bewahrt. Und sie ist bereit, auf Gottes Wort aus dem Mund des Propheten Elija zu vertrauen und Elija das Letzte zu geben, was sie noch für sich selbst und ihren Sohn zum Leben hatte. Solche Offenheit ist nicht selbstverständlich. Schrecklich an der Armut ist doch gerade, dass sie den Menschen entmenschlicht, sein Antlitz entstellt. Die anrührende Geschichte der Witwe von Sarepta macht deutlich: Gott ist parteiisch, er wendet sich den Armen zu und sorgt für sie, sie können sich darauf verlassen. "Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen." (Lk 1, 53) Mit ihrer Option für die Armen entspricht die Kirche diesem Willen Gottes - und wir selbst mit allem, was wir strukturell oder im konkreten Einzelfall zur Linderung menschlicher Not tun.

Zweite Lesung
Eine Fülle von Traditionslinien verbindet das Christentum mit seinen jüdischen Wurzeln. Der Hebräerbrief deutet das Christusereignis vor dem Hintergrund des altbundlichen Tempelkults. So ermöglicht er seinen Lesern das Verstehen, so schafft er die Folie, vor der er die Einzigkeit und Einzigartigkeit des Christusereignisses profilieren kann. Durch das eine, einzige Opfer Christi ist die Sünde ein für alle Mal getilgt. Und jetzt ist er unser Fürsprecher vor Gottes Angesicht.

Evangelium
Die radikalen Ansprüche des Evangeliums führen immer wieder zu spontaner Abwehr und kopfschüttelnder Zurückweisung: Alles geben, was man besitzt, den ganzen Lebensunterhalt? - Das kann ja wohl nicht sein, das ist übertragen gemeint oder allenfalls: Das zielt auf eine besondere Berufung zur Armut im Ordensleben. Auch unter Jesu Jüngern waren solche Reaktionen an der Tagesordnung: Wer kann das ertragen? Wer kann dann noch in den Himmel kommen? Seine Worte sind unerträglich etc. Aber all das führt in die Irre. Worum es wirklich geht, zeigt der Zusammenhang des Textes: Der Scheinheiligkeit, der Heuchelei der religiösen Führer hält Jesus das Beispiel der armen Witwe entgegen, die Gott mit ungeteiltem Herzen und ungeteilter Hand dient. Gott, nur ihn, Gott sein zu lassen, in allem zuerst sein Reich zu suchen, nichts sonst Macht gewinnen zu lassen über das eigene Leben - darum geht es. Solche ungeteilte Hingabe aber ist jedem und jeder einzelnen Gläubigen abverlangt. Unter Einsatz all der Fähigkeiten, der Mittel, des Einflusses, über die jeder und jede Einzelne verfügt.