Heilige Messe aus St. Johann Baptist in Wuppertal-Oberbarmen

33. Sonntag im Jahreskreis

domradio.de übertrug am Dreiundreißigsten Sonntag im Jahreskreis die Heilige Messe aus St. Johann Baptist in Wuppertal-Oberbarmen. Zelebrant war Pfr. Dr. Axel Hammes, Kantor und Organist ist Thomas Grunwald.

 (DR)

Unerbittlich nehmen die letzten Sonntage des Kirchenjahres das Ende der Zeit und die Endlichkeit des Daseins in den Blick. Themen, denen man vielleicht nur zu gerne ausweichen möchte. Denn wer möchte schon daran erinnert werden, dass, wie die Schrift sagt, alles Sterbliche wie das Gras ist und all seine Schönheit wie die Blume auf dem Feld, die verwelkt … (vgl. Jes 40, 6; 1 Petr 1, 24). Und doch liegt darin ein heilsamer, ein unverzichtbarer Ernst. Die eigene Endlichkeit annehmen zu lernen gehört zu den Lebensaufgaben jeder menschlichen Existenz und sie zu meistern ist eine Voraussetzung für die Entwicklung einer reifen, erwachsenen Persönlichkeit. "Unsre Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz" (Ps 90, 12). - Dass unsere Hoffnung dennoch "voll Unsterblichkeit" ist (Weish 3, 4), nimmt von diesem letzten Ernst nichts zurück und weitet doch den Blick zu einem ganz anderen Horizont.

Wortgottesdienst
Erste Lesung
Erst spät, an dieser Stelle wohl zum ersten Mal ausdrücklich, spricht das Alte Testament von der Auferstehung der Toten. Wie alle apokalyptische Literatur will das Buch Daniel seine in tiefer Bedrängnis gefangenen Leser trösten und stärken. Und so stößt es durch zu einer ewigen, endgültigen Hoffnung - für das Volk, das in jener Zeit gerettet werden wird, und für jeden einzelnen Gerechten. In der inneren Konsequenz altbundlichen Glaubens war solche Hoffnung immer schon angelegt: im Vertrauen auf den Schöpfer, der alles Leben aus dem Nichts ruft, im Dasein hält und erneuert.

Zweite Lesung
Kunstvoll knüpft der Hebräerbrief die Fäden zwischen altem und neuem Bund. Christus ist der Messias, der ewige Priester, von dem Ps 110 spricht. In der Unterscheidung wird das Besondere, die Einzigkeit Jesu Christi deutlich: Er hat nur ein einziges Opfer dargebracht zur Vergebung der Sünden, das jedes weitere Opfer überflüssig macht. Ein Wort lässt aufhorchen: Christus wartet. Worauf? Der Schrifttext bleibt im Bild von Ps 110, 1 und spricht von der Unterwerfung der Feinde im Endzustand. Aber in der Sache ist viel mehr gesagt. Nachdem das Werk der Erlösung getan, alle Schuld der Welt vergeben ist, bleibt Christus, bleibt Gott nur zu warten, bis jeder einzelne Mensch umkehrt. Gott wartet, bis auch der letzte sich dazu bekehrt hat, seine Liebe, seine Vergebung - in Versöhnung auch mit allen anderen Menschen - anzunehmen.

Evangelium
Etwas genauer hätten wir es, ehrlich gesagt, schon gerne gewusst, wie das ist mit den Zeiten und Fristen, und wann das Ende einmal kommen wird. Aber so ist das mit Gott - er zieht sich zurück, wo immer wir seiner habhaft werden wollten. Wir sollen glauben: aushalten in der offenen Schwebe eines wachsamen Ja, ohne Kalender und festen Fahrplan der letzten Dinge. Dabei sind wir nicht ohne Orientierung: Jesu Wort begleitet uns, dauerhafter selbst als Himmel und Erde. Und Jesus mahnt uns, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und zu verstehen. So kann aus dem Glauben nie ein geschlossenes System werden. "Das Christentum ist die Offenhaltung der Frage nach der absoluten Zukunft", formuliert Karl Rahner in genialer Klarheit in seiner "futurologischen" Kurzformel des Glaubens. Und genau so bleibt Raum für den Einbruch dessen, der selbst diese absolute Zukunft ist, für Gott. In voller Länge lautet die "futurologische Kurformel": "Das Christentum ist die Offenhaltung der Frage nach der absoluten Zukunft, die sich als solche selbst in Selbstmitteilung geben will, diesen ihren Willen in Jesus Christus eschatologisch irreversibel festgemacht hat und Gott heißt."

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)