Fronleichnam in Köln bei strahlendem Sonnenschein - Gottesdienst in voller Länge und Bilder online

Tradition seit 1279

Hundertausende Gläubige in Deutschland haben am Vormittag an Fronleichnamsprozessionen teilgenommen. Auf dem Gang durch die Kölner Altstadt zur Minoritenkirche sprachen und sangen die Gläubigen Gebete in zahlreichen Sprachen. In der Domstadt feiern deutsche und ausländische Katholiken Fronleichnam üblicherweise gemeinsam. Hier finden Sie die Predigt und hier den gesamten Gottesdienst als Video.

Fronleichnam: Generalvikar Schwaderlapp und Kardinal Meisner (DR)
Fronleichnam: Generalvikar Schwaderlapp und Kardinal Meisner / ( DR )

Zugleich fand auf dem Rhein die traditionelle "Mülheimer Gottestracht" statt. Mehr als 100 Boote und Schiffe begleiteten das große Schiff, mit dem das Allerheiligste in einer kostbaren Monstranz bis auf Höhe des Domes gebracht wurde.



Im Münchner Liebfrauendom sagte Erzbischof Reinhard Marx, in Zeiten der Krise von Kirche, Politik und Wirtschaft habe sich die Kirche wieder auf ihren Kernauftrag zu besinnen. Sie müsse Antworten geben auf die Not der Welt, wobei diese auch in einem Mangel an Hoffnung, Glaube und Liebe bestehe. In Bamberg forderte Erzbischof Ludwig Schick mehr Solidarität in der Gesellschaft. Die Botschaft Jesu sei es, dass die Kirche den Gefangenen und Kranken, Obdachlosen und Hungernden helfe. Kirche bedeute daher, mit Jesus bei den Menschen zu sein. Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml warnte davor, Gott aus dem Leben der Familien, des Staates und der Gesellschaft auszublenden. In Würzburg bedauerte Bischof Friedhelm Hofmann, dass manche Menschen den Blick auf den Himmel verloren hätten.



Erzbischof Becker: Fronleichnam ist Fest der Wandlung

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat an Fronleichnam dazu aufgerufen, Veränderungen zuzulassen und Wandlungen mitzutragen. Das gelte für jeden einzelnen Menschen, aber auch für "Gemeinschaften und Gemeinden und die ganze krisengeschüttelte Kirche unserer Tage", sagte er in seiner Predigt am Donnerstag im Paderborner Dom. Nur so erweise sich die Kirche als eine im Glauben verwurzelte "ecclesia semper reformanda", eine Kirche der inneren und äußeren Reformfreudigkeit, so Becker.



Die Prozessionen des Fronleichnamfestes bezeichnete Becker als ein "Hinausgehen in die Welt". Sie wiesen auf die Dynamik und Wandlungskraft des Glaubens hin. Maßstab für allen Wandel müsse die Eucharistie sein. Die Wandlung von Brot und Wein auf dem Altar sei der Anfang, eine "Initialzündung voller Energie". Sie müsse sich fortsetzen "in der Verwandlung jedes einzelnen Christen, der Kirche, ja der ganzen Welt", so der Erzbischof.



Bischof Fürst: Kirche bedarf der Läuterung und Erneuerung

Die katholische Kirche bedarf nach Überzeugung des Rottenburg-Stuttgarter Bischofs Bischof Fürst der Läuterung und Erneuerung. Eine solche Reinigung könne wieder zu Kraft und Glaubwürdigkeit führen, sagte der Bischof am Donnerstag bei einem Fronleichnamsgottesdienst in Rottenburg.



Die Kirche müsse so ausgerichtet sein, dass Gottes Geist in ihr wirke, mahnte Fürst. Wo sie dies behindere, müsse sie sich ändern. Ureigenstes Kern christlicher Nachfolge ist für den Bischof die Hingabe für die Mitmenschen, vor allem für Bedrängte und Belastete. Jesus habe seinen Jüngern gesagt "Geht hinaus" und nicht "Setzt euch hin und wartet, ob einer kommt".



Lange Geschichte - Anfang in Köln

Immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Der Name leitet sich ab aus dem Althochdeutschen "fron" für "Herr" und "lichnam" für "Leib" und bedeutet übersetzt so viel wie "Fest des Leibes und Blutes Christi".



Damit wollen die Katholiken an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie erinnern. In Prozessionen tragen Geistliche Monstranzen mit der als Leib Christi verehrten Hostie durch die Straßen. Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie ausgewählten Gemeinden in Sachsen und Thüringen.



Erstmals wurde Fronleichnam im Jahr 1246 im Bistum Lüttich gefeiert. Papst Urban IV. führte es 1264 als allgemeines Kirchenfest ein, 1317 legte Papst Johannes XXII. den Donnerstag als Festtag fest. Das Fest geht zurück auf eine Vision der später heiliggesprochenen Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209.



Mit einer Prozession wurde Fronleichnam erstmals in den 1270er Jahren in Köln begangen. In der Reformation entwickelte sich das Fest zu einem konfessionsscheidenden Merkmal. Luther bezeichnete es 1527 als "allerschädlichstes Jahresfest", dem die biblische Grundlegung fehle. Die katholische Kirche nutzte den Tag, um ihren Alleinanspruch über die Eucharistie zu demonstrieren. Der Gegensatz hat sich inzwischen abgeschwächt: Selbst auf evangelischen Kirchentagen gab es in den vergangenen Jahren mehrfach gemeinsame Fronleichnamsprozessionen. Die heutige Sinngebung des Festes geht vom Bild des "wandernden Gottesvolks" aus, dessen Mitte Christus, das "Brot des Lebens", ist.