FrauenWort des kfd-Diözesanverbands im Kölner Dom

"Mit Leidenschaft für die Eine Welt"

"Mit Leidenschaft für die Eine Welt". Unter diesem Motto stand das diesjährige FrauenWort des kfd-Diözesanverbandes Köln im Kölner Dom. Den spirituellen Impuls sprach kfd-Diözesanreferentin Dr. Hedwig Lamberty-Zielinski. Das Frauenwort wird regelmäßig seit dem Domjubiläum 1998 gefeiert.

 (DR)

Thema Gerechtigkeit steht im Mittelpunkt
Mit dem Frauenwort knüpft die kfd an eine historische, aber über die Jahrhunderte in Vergessenheit geratene Tradition an. Schon Vorbilder wie die Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen brachten einst ihre Gedanken zu ausgesuchten Bibelworten im liturgischen Raum zur Sprache und thematisierten auf diese Weise öffentlich, was Frauen ihrer Zeit spirituell bewegte.

Mit dem Thema des Gottesdienstes verbindet die Theologin Lamberty-Zielinski gleich zwei für den Verband elementare Aussagen: den Slogan "leidenschaftlich glauben und leben" und den Leitbildsatz der kfd "Wir engagieren uns für gerechte, gewaltfreie und nachhaltige Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Einen Welt".

Aufrütteln und sensibilisieren
"Wir nehmen zur Kenntnis, dass wir mit Ungerechtigkeiten und Chancenungleichheit in weiten Teilen dieser Welt konfrontiert werden. Aber engagieren wir uns auch, um hier Abhilfe zu schaffen?" Selbstkritisch appellierend und dennoch nicht mit erhobenem Zeigefinger legt die kfd-Referentin ihre Ausführungen im Dom an. Damit will sie auf der Grundlage des gestellten Themas aufrütteln und sensibilisieren.

Schöpfungsauftrag muss ernst genommen werden
"Wenn wir den Schöpfungsauftrag ernst nehmen wollen, geht es darum, angesichts unseres Wissens um ungerechte Lebens- und Arbeitsbedingungen in vielen Ländern dieser Erde unseren je spezifischen Beitrag zu einer Verbesserung dieser Situation zu leisten", betont die Theologin. Das beginne damit, zunächst im unmittelbaren Umfeld eine ungerechte Verteilung von Gütern wahrzunehmen und dabei beispielsweise Altersarmut in den Blick zu nehmen. Es gelte aber auch über den lokalen Tellerrand hinaus auf Missstände weltweit zu schauen und sich einer Veränderbarkeit von Gegebenem nicht zu verschließen. "Wir können unsere Hände doch nicht einfach in den Schoß legen", argumentiert Lamberty-Zielinski.

Der Samariter gibt dem Mit-Leid ein Gesicht
Als Grundlage für ihre Überlegungen im Dom wird ihr dabei die biblische Geschichte vom barmherzigen Samariter dienen. Er spürt mit viel Feingefühl und einer Intuition, die aus der Liebe kommt, wo im Moment seine Hilfe am dringendsten benötigt wird und der Schmerz am größten ist. Der Samariter schaut über seinen eigenen Horizont hinaus, lässt sich von dem Schicksal des Halbtoten am Wegesrand berühren und gibt seinem Mit-Leid ein Gesicht. Keiner könne die ganze Welt retten, betont Lamberty-Zielinski. "Aber jeder kann sich über die je eigene Motivation zu helfen ganz persönlich Rechenschaft abgeben. Denn schließlich sind wir alle aufgerufen, da einzustehen, wo uns Hilfe möglich ist - und sei sie noch so gering." Jeder müsse für sich die Frage nach den eigenen Möglichkeiten selbst beantworten und Ideen zu solidarischem Handeln entwickeln. "Lippenbekenntnisse bringen uns da nicht weiter, wenn andere Menschen auf unsere Unterstützung dringend angewiesen sind."

Lassen wir uns anrühren vom anderen
Den Nächsten zu lieben verlange ja nicht, alles stehen und liegen zu lassen, eigene Pläne, die gefasst wurden, grundlegend zu verändern, sondern präsent zu sein und hinzuschauen, um das Leid des anderen auch zu sehen. "Es geht darum, sich anrühren zu lassen vom anderen und nur das in die Waagschale zu werfen, was ich im Alltag bin und habe - das ist das Bleibende, das Ewige, das, was dem Leben dient, es reicht macht, Sinn stiftet", so die Theologin. Ein leidenschaftlich, aus Hingabe und Überzeugung verrichteter Dienst müsse daher nicht unbedingt dynamisch, laut und augenfällig sein, sondern könne sich auch ganz leise vollziehen, unterstreicht die kfd-Referentin. Und jeder bringe unter Umständen etwas anderes mit zur Linderung von Leid. "Zusammen aber ist es ein Reichtum. Und manchmal übernimmt - wie in der Geschichte des Samariters - ein anderer die Verantwortung und entlastet uns."