Exequien im Kölner Dom

Abschied von Norbert Burger

Köln hat am Freitag Abschied von seinem langjährigen ehemaligen Oberbürgermeister Norbert Burger genommen. Im domradio.de-Interview erinnern Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, und Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Freund und politischer Weggefährte, an den Menschen und Politiker Norbert Burger.

 (DR)

domradio.de: Was waren ihre ersten Anknüpfungspunkte zu Norbert Burger?--
Hannelore Bartscherer: Die ersten Anknüpfungspunkte waren seine Auftritte beim Dreikönigsempfang des Katholikenausschusses, die ich zunächst als Vorstandsmitglied beziehungsweise Dekanatssprecherin erlebt habe und dann auch als Vorsitzende, denn da war er noch Oberbürgermeister und hat uns bei unserem Neujahrempfang immer mit einer Ansprache beglückt.



domradio.de: Wie war denn ansonsten die Zusammenarbeit mit Norbert Burger?

Bartscherer: Ich habe ich in den Jahren, seit ich Vorsitzende bin, bei vielen Gelegenheiten an vielen Stellen getroffen, Was mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, ist die Heiligsprechung der Edith Stein 1998 in Rom. Ich gehörte damals zur offiziellen Delegation und OB Burger ebenfalls. Und wir beide gehörten auch zu einer kleinen Gruppe, die eine Audienz bei Papst Johannes Paul II hatte. Und Herr Burger und ich sind in Vertretung unserer Stadt dann auch von unserem Kardinal dem damaligen Papst vorgestellt worden. Und ich muss sagen, das hat uns beide in dieser Situation tief berührt und wir haben das immer wieder erinnert, obwohl Herr Burger dem Papst, glaube ich, mehrmals die Hand gereicht und mit ihm gesprochen hat. Doch für mich war das schon eine unglaubliche Situation und die ist eben auch mit Norbert Burger verbunden.



domradio.de: Politikern wird ja immer mal nachgesagt, sie seien opportunistisch und unehrlich. Wie haben Sie Norbert Burger als Politiker kennen gelernt?

Bartscherer: Ich selbst habe ihn als einen integren und aufrechten Politiker beziehungsweise auch als politischen Menschen nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik kennengelernt. Ich kann dieses Vorurteil gegen Politiker für Herr Burger mitnichten bestätigen, wobei ich sowieso sagen muss, dass ich diese negative Erfahrung mit anderen Politikern auch nur höchst selten gemacht habe. Aber gerade Norbert Burger gehörte zu einer Garde von Politikern, wie wir sie brauchen und wir sie viele Jahre in Köln erlebt haben. Er ist 19 Jahre Oberbürgermeister einer Stadt gewesen, das ist so prägend, das ist so persönlich und für viele auch selbstverständlich geworden durch die lange Zeit, da drängen sich andere Bilder auf.



domradio.de: Kann da ein Nachfolger überhaupt noch anknüpfen?

Bartscherer: Es macht keinen Sinn, irgendeiner Vergangenheit hinterherzueifern. Und Nachfolger setzen immer andere Akzente und sind andere Persönlichkeiten. Ich glaube nicht, dass irgendein OB versucht, einem anderen OB nachzueifern. Das macht keinen Sinn.



Das Interview führte Philipp Wichrowski.



Hintergrund

Mit über 700 geladenen Gästen rechnet die Stadt Köln bei der offiziellen Trauerfeier um 10:30 Uhr im Historischen Rathaus, die fast 20 Jahre lang Wirkungsstätte von Norbert Burger war. Oberbürgermeister Jürgen Roters wird in seiner Trauerrede Person und Wirken von Norbert Burger würdigen. Abdallah Frangi, langjähriger Generaldelegierter der palästinensischen Autonomiegebiete in der Bundesrepublik und heute Berater von Präsident Mahmud Abbas für außenpolitische Angelegenheiten, wird über sein Verhältnis zu Norbert Burger und die gemeinsamen Bemühungen auch auf kommunaler Ebene für ein friedliches Miteinander der Völker über die Grenzen hinweg. Martin Börschel (MdL, MdR) spricht als Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, der Burger 24 Jahre lang angehörte. Das christlich-jüdische Zusammenleben in Köln, die Aussöhnung und der Aufbau enger freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Religionen waren stets wichtige Anliegen, die Norbert Burgers Leben begleiteten. Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, persönlicher Freund Burgers und Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, wird seinen langjährigen Weggefährten würdigen.



Nach Ende der Trauerfeier im Rathaus geht die Trauergemeinde über die Straße Unter Goldschmied und den Roncalliplatz zum Hauptportal des Kölner Doms. Während des Trauerzuges wird der reguläre Straßenverkehr unterbrochen. Vor dem Hauptportal wird der Sarg von Norbert Burger erwartet. Die Exequien im Hohen Dom zu Köln werden zelebriert vom stellvertretenden Kölner Stadtdechanten, Monsignore Rainer Fischer. Konzelebranten sind der ehemalige Stadtdechant, Prälat Dr. Johannes Westhoff, und Prof. Gerhard Herkenrath. Die Lesung liest Oberbürgermeister Jürgen Roters. Es singt die Schola des Kölner Domchores unter Leitung von Prof. Eberhard Metternich, das Orgelspiel übernimmt der zweite Domorganist, Ulrich Brüggemann. Die Messe im Dom ist öffentlich. Für die Öffentlichkeit werden das Südportal und das Nordportal geöffnet. Nach den Exequien wird der Trauerkonvoi mit dem Sarg von Norbert Burger über den Roncalliplatz die Domumgebung verlassen, über Trankgasse, Marzellenstraße, Friesenplatz, Hohenzollernring, in die Aachener Straße einbiegen und zum Osteingang des Friedhofs Melaten fahren. An den Kreuzungen auf der Strecke kann es während des Konvois zu kurzen Verkehrsbehinderungen kommen



Die Trauerfeier in der Trauerhalle des Friedhofs Melaten beginnt um 14 Uhr und wird gestaltet von Monsignore Rainer Fischer, Pfarrer Hans Mörtter, dem ehemaligen Kölner Messechef Jochen Witt als persönlichem Freund, Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval von 1823, und vier Mitgliedern der Kölner Gruppe "Bläck Fööss", die gemeinsam mit Kindern der Katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt zu Ehren von Norbert Burger das Lied "Stammbaum" singen. Für die nordrhein-westfälische Landesregierung spricht Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans. Die Beisetzung ist öffentlich.