Kapitelsamt am siebten Sonntag der Osterzeit im Kölner Dom

"Es ist die Herrlichkeit der Liebe"

Domkapitular Josef Sauerborn geht in seiner Predigt am siebten Sonntag der Osterzeit das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom auf die Herrlichkeit Gottes ein, die am Kreuz offenbar geworden sei. Deshalb dürfe der Glaube an Gott nicht mittelmäßig sein.

Kölner Dom / © Günther Albers (shutterstock)

Domkapitular Josef Sauerborn erinnert in seiner Predigt an den Religionsphilosophen Martin Buber, der "Die Erzählungen der Chassidim" geschrieben hat. Es handelt sich um eine Textsammlung aus den osteuropäischen jüdischen Ghettos. Er geht auf eine Geschichte des Rabbi Sussjas ein. Dieser sehnte sich nach der echten, großen Gottesfurcht. Sussja sehnte sich danach, wie Engel Gott zu erfahren. Gott gewährte ihm den Wunsch, doch Sussja konnte die Erfahrung nicht ertragen.

Gott sei herrlich, gewaltig und schön und der Mensch darf dies nach seinem Maß erfahren, so Domkapitular Josef Sauerborn. Er fragt, ob die Gottesgleichgültigkeit unserer Tage daher komme, dass unser Glaube zu mittelmäßig sei. "Ist nicht auch der Unglaube die Frucht kleiner und kleinlicher Gedanken von Gott?"

Liebe Gottes wurde am Kreuz offenbar

Jesus spricht aber davon, dass der Vater Christus am Kreuz verherrlicht: "Es ist die Herrlichkeit der Liebe." Eine solche Liebe, wie sie am Kreuz offenbar wird, lebt in Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das ist der innere Kern der Herrlichkeit Gottes - "eine Liebe, die alles Menschenmaß übersteigt." Am Kreuz, wo keine Herrlichkeit ist, ist die Herrlichkeit am größten. Im Sakrament handelt der herrliche und schöne Gott.

Zu klein und zu mittelmäßig darf man nicht vom lebendigen Gott denken, an ihn glauben. "Auch uns täte Not ein wenig von der Erfahrung des Rabbi Sussja."

Zum Sonntagsevangelium (Joh 17,20-26)

Jesus lebt als Sohn des Vaters so, dass die Glaubenden den Namen Gottes – Gottes Wirklichkeit, die Liebe – kennenlernen und zu seinen Kindern werden können. Diese außerordentlich dichten Verse des Evangeliums knüpfen ein kraftvolles Band zwischen Sohn und Vater, zwischen dem Sohn und den Glaubenden, die durch das Band der Liebe zur Gemeinde werden, und zwischen Vater, Sohn und Gemeinde. Damit lenken sie zugleich den Blick zurück zum Anfang des Evangeliums: "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen die an seinen Namen Glauben." (Joh 1,12) Durch das Wirken des Vaters im Sohn wird die Gemeinde schon jetzt vollendete Schöpfung, in einer brüchigen Welt. Doch kein Bruch zwischen Schöpfung und Neuschöpfung, die viermehr ein denkbar starkes Band verknüpft: In der Hingabe des Sohne vollendet sich das gute Schöpferwerk des Vaters.

Aus: Messbuch 2019. Lesejahr C, Butzon & Bercker

Der katholische Kirchenchor St. Nikolaus hat sich vor 93 Jahren im nördlich von Limburg gelegenen Dehrn gegründet. Hauptaufgabe ist die musikalische Mitgestaltung der kirchlichen Hochfeste in der gleichnamigen Pfarrkirche von Dehrn sowie die Mitwirkung und Ausrichtung von Konzerten. Bei sakralen Chorwettbewerben in der Region war der Kirchenchor St. Nikolaus in den letzten Jahren regelmäßig erfolgreicher Preisträger. Zu bekannten ehemaligen Leitern zählt unter anderem auch der Kölner Domkapellmeister Eberhard Metternich (1981 bis 1987). Das Repertoire des Chores umfasst bis zu achtstimmige Chorwerke von der Renaissance bis zur Moderne. Anlässlich des jährlichen Kirchweihfestes wird traditionell eine große Messe mit Orchester und Solisten aufgeführt.

DOMRADIO.DE übertrug am siebten Sonntag in der Osterzeit das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Josef Sauerborn. Es sang der Kirchenchor St. Nikolaus aus Runkel-Dehrn unter der Leitung von Matthias Böhnke. An der Orgel: Winfried Bönig


Kirchenchor St. Nikolaus, Dehrn (privat)
Kirchenchor St. Nikolaus, Dehrn / ( privat )