Kapitelsamt im Kölner Dom

Einundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

"Gott macht Geschichte, sein Wort geschieht!", stellt Domkapitular Sauerborn in seiner Predigt im Kapitelsamt am einundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis fest.

Blick auf den Kölner Dom / © trabantos (shutterstock)

Es sei keine abstrakte Theorie, das Wort Gottes ereigne sich in der konkreten Geschichte auf der Erde, wie sie wirklich ist. Mitten unter Völkern beginne Gott seine Erwählungsgeschichte.

Sie verliere sich in der Vorzeit, sie mache sich fest an den großen Gestalten von Abraham und Sara. Kennzeichen dieser Erwählungsgeschichte sei der Ruf und die Antwort auf diesen Ruf, so Sauerborn. Gott bilde sich sein Volk. Dieses sei Gottes "lebendiges Zeichen". Es sei ein Volk ohne Macht, eher klein, habe aber "das Gesetz und den Tempel und die Liturgie." Es wisse "von Gott her, wie der Mensch recht zu leben" habe, so der Domkapitular weiter. Dieses Volk habe Gott erwählt.

Gott macht Geschichte

Am politischen Tiefpunkt des Volkes, erfüllte Gott das uralte Wort der Verheißung und der Sehnsucht, dass da "der komme, dessen Reden und Handeln sich ganz nach Gott richte, ja dessen Leben Gottes Willen und Absicht darstelle und verkörpere – der Gerechte, der Messias". Auch durch ihn mache Gott Geschichte.

Simon Petrus bekenne seinen Glauben und werde zum Felsen – sein Glauben sei der Fels. Dieser Glaube komme ganz und gar von Gott, so Sauerborn.

Auch der Apostel Paulus habe über die Geschichte nachgedacht; in seinen Briefen stelle er fest, dass Heiden glauben, das erwählte Volk Gottes hingegen nicht. Paulus ziehe die Konsequenz, dass vor Gott keiner Ansprüche haben könne, Gottes Barmherzigkeit aber obsiege. Seine Kirche sei Kirche aus Juden und Heiden, so Sauerborn.

Kirche in der Geschichte

So ziehe die Kirche durch die Geschichte, sie sei nicht weniger real als das erwählte Volk, sie habe ein wirkliches Gesicht, sie sei nicht nur geistig, sondern auch und gerade: Institution. Sie gründe auf dem Glauben des Fischers, der sei ihr Fels. Die Kirche gehe nicht kaputt. Nicht weil sie tüchtig und geschickt sei oder weil sie Eindruck mache und kulturelle Leistungen vorzuweisen habe, sondern sie gehe nicht zugrunde, weil der Messias es dem Petrus auf den Kopf zugesagt habe, sagt der Kölner Domkapitular. "Die Mächte der Welt werden sie nicht überwältigen." Mit dieser festen Zusage gehe die Kirche durch die Geschichte.

Die Kirche lebe auch heute "mitten in der religionsarmen Moderne der Industriestaaten und mitten in den religiösen Überzeugungen der wohl meisten Menschen dieser Welt", so Domkapitular Sauerborn.

Übertragung

DOMRADIO.DE übetrug am einundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Josef Sauerborn. 

Es sang ein Quartett aus Mitglieder der Domkantorei Köln, begleitet von George Warren am Continuo. Als Kantor sang Winfried Krane. An der Orgel: Winfried Bönig

Der wahre Fels (zum Sonntagsevangelium Mt 16,13–20)

Ihn, Simon Petrus,
der klaren Vorrang
unter den Jüngern hat,
ihn – einen der ersten Zeugen
der Auferstehung –
ausgerechnet ihn zeigt die Bibel
in menschlicher Schwäche,
in wiederholtem Versagen.

Auch wir müssen keine Helden sein.
Auch wir sollen keine Herren
des Evangeliums sein,
sondern bescheidene Diener,
die den eigentlichen Felsen
in Jesus Christus erkennen
und zu IHM Zugang eröffnen.

Gerade als schwacher Mensch
kann Simon Petrus
auf den wahren Felsen verweisen
und so durch Jesus
den Zugang zum Evangelium,
zum Himmelreich
allen Menschen erschließen.

Dorothee Sandherr-Klemp

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. August 2020


Innenansicht des Kölner Doms / © Harald Oppitz (KNA)
Innenansicht des Kölner Doms / © Harald Oppitz ( KNA )

Domkapitular Josef Sauerborn / © Tomasetti (DR)
Domkapitular Josef Sauerborn / © Tomasetti ( DR )

Winfried Krane / © Tomasetti (DR)
Winfried Krane / © Tomasetti ( DR )