"Du bist in unserer Mitte, Herr" - Vesper und Pontifikalamt jetzt als Video

Libori-Fest in Paderborn

In Paderborn ist am Wochenende das traditionelle Libori-Fest eröffnet worden. Den Auftakt bildete am Samstag die feierliche Erhebung der Reliquien des heiligen Liborius (348-397).
Am Sonntag feierte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker zusammen mit Bischöfen aus aller Welt einen Festgottesdienst in der Kathedrale.

 (DR)

Die neuntägigen Patronatsfeiern stehen in diesem Jahr unter dem Leitwort "Du bist in unserer Mitte, Herr". Verbunden sind sie mit einem Volksfest, das ebenfalls bis zum kommenden Sonntag dauert.



Wie bereits am Tag zuvor gedachte Erzbischof Becker auch zu Beginn des Festgottesdienstes der Opfer von Oslo. Er sprach den Angehörigen die Anteilnahme aus. In seiner Predigt warnte Becker vor einer egoistischen und von vermeintlichen ökonomischen und politischen Sachzwängen bestimmten Gesellschaft. Dem sollten Christen die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe entgegensetzen. Im Glauben könnten sie ihre "verbissene Selbstbehauptung" aufgeben und in Gott Sicherheit erlangen. Die Hoffnung auf das Gottesreich ermögliche ein Leben ohne Angst, Verzweiflung und Leistungsdruck. Die Liebe befreie "aus dem egoistischen Kreisen um unser armseliges kleines Selbst", so der Erzbischof.



Zahlreiche Bischöfe aus aller Welt

Becker feierte den Gottesdienst mit zahlreichen Bischöfen aus aller Welt. Darunter waren der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Fuldaer Bischof Heinz-Josef Algermissen, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sowie der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Sie alle haben ihre Wurzeln in Paderborn. Aus dem Ausland kamen der Sekretär des Päpstliches Rates für die Laien, Bischof Josef Clemens, Bischof Yves Le Saux aus dem Partnerbistum Le Mans, Erzbischof Ghaleb Moussa Bader aus Algier und Erzbischof Marin Barisic aus der Erzdiözese Split-Makarksa in Kroatien. Daneben nahmen auch Abt Dominicus Meier von der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede und Abt Philippe Dupont von der Benediktinerabtei Solesmes in Frankreich teil.



Die im Anschluss an den Festgottesdienst geplante traditionelle Prozession mit dem Reliquienschrein durch die Paderborner Innenstadt musste wegen starken Regens ausfallen.



"Es wird kaum von Gott gesprochen"

Seine Ansprache beim anschließenden Empfang im Collegium Leoninum begann Erzbischof Becker mit der Feststellung, dass religiöse Fragen und Themen zwar vielerorts in der Luft lägen, jedoch nicht mehr "durch den christlich-kirchlichen Rahmen vergangener Zeiten bestimmt" seien. Andere produzierten Bilder von glückendem Leben oder weckten Sehnsüchte und Träume, während christliche Gotteserfahrung nicht "den Abstieg ins Wort und weiter ins Herz" finde und daher ein Leben kaum prägen könne. Deutlich werde dies zum Beispiel an der Tatsache, dass angesichts bedrängender Situationen wie der Katastrophe in Japan oder der Hungernot in Afrika kaum von Gott gesprochen werde. --


Der Erzbischof nannte die vielen Religionslehrer als überzeugendes Beispiel dafür, "wie und wo Gott unter uns wieder ganz oder ganz neu zum Thema gemacht werden kann". Sie redeten an einem Ort von Gott, "wo er scheinbar nicht mehr auftaucht - und doch präsenter ist, als wir glauben". Aus diesem Blickwinkel seien sie "Pioniertheologen": "Frauen und Männer, die Kindern und Jugendlichen aus der Perspektive des christlichen Gottesglaubens Lebensorientierung ermöglichen". Auf diese Weise erfüllten sie einen zutiefst missionarischen Auftrag in einer säkularisierten Gesellschaft und könnten auch andere dazu motivieren, in ihrem Umfeld Zeichen zu setzen, "dass sich die Frage nach Gott noch nicht erledigt hat".



Den Spuren christlicher Grundüberzeugungen von neuem folgen--
Abschließend lud Erzbischof Becker die Zuhörerinnen und Zuhörer dazu ein, den Spuren christlicher Grundüberzeugungen von neuem zu folgen, "gerade weil ich manchmal den Eindruck gewinne, dass dieses elementare Thema, die Frage nach Gott, von vielen anderen aktuellen Fragen und Problemen verdrängt wird". Es dürfe nicht vergessen werden, dass es in allen Bemühungen zuerst darum gehe, Gott die Ehre zu geben. "Mir wird immer deutlicher, dass wir nur so dem diözesanen Prozess der "Perspektive 2014" eine wirklich geistliche Stoßrichtung und damit Tiefgang geben können", sagte er. Ein besonderer Gruß des Erzbischofs im Rahmen des Empfangs ging an die Gilde der Liborischreinträger, die in diesem Jahr ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiern. Erzbischof Becker dankte den 16 Männern, die allesamt Paderborner Handwerksmeister sind, herzlich für ihren treuen Dienst.



Bis zum kommenden Sonntag steht die Stadt ganz im Zeichen Liborius. Gefeiert wird mit Gottesdiensten, Begegnungstreffen für verschiedene Gruppen und Verbände der Kirche sowie einer liturgischen Nacht. Die Stadt lädt zum Volksfest ein.



Das Libori-Fest mit seiner Mischung aus Kirchenfest, Kirmes, Kultur und Politikveranstaltungen zieht jährlich mehr als eine Million Besucher an. Es hat seinen Ursprung im Jahr 836. Damals wurden die Gebeine von Liborius, der Bischof von Le Mans in Frankreich war, nach Paderborn überführt. So entstand eine der ältesten Städte- und Bistumspartnerschaften.