Domkapitular Prälat Josef Sauerborn predigte im Kölner Dom

"Freuen zu jeder Zeit"

domradio.de übertrug am Dritten Adventssonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Prediger war Domkapitular Prälat Josef Sauerborn. In seiner Predigt beschäftigte sich Sauerborn mit der Art der Freude, zu der der Apostel Paulus aufruft. Eine Freude, die tiefer reicht als Fröhlichkeit und gute Laune. Denn diese Freude ist eine starke, beispiellose, denn sie hat Christus in ihrem Zentrum.

 (DR)

Der dritte Adventssonntag ist der Sonntag Gaudete, nach der lateinischen Aufforderung zu Beginn des Eröffnungsgebets: "Freut euch!" Es stimmt uns ein auf den Grundton der freudigen Lesungen dieses Tages. Und wieder
stoßen wir auf die Frage nach der Erwartung, die uns lebendig macht. Die Freude, zu deren Feier der heutige Sonntag uns animiert, lebt aus der Erwartung, sie ist freudige Erwartung. Das Leben in Fülle steht ihr vor Augen. Sie ist kein Strohfeuer.

Wortgottesdienst
Erste Lesung
"Jahwe hat schützend, hat rettend geborgen", so lautet die Übersetzung des Namens Zefanja. Er tritt zwischen 630 und 620 vor Christus in Jerusalem prophetisch auf und prangert das Unrecht und die Ru¨ cksichtslosigkeit an,
die die politische, wirtschaftliche und priesterliche Oberschicht den kleinen Leuten gegenu¨ ber an den Tag legen. Er führt ihnen schonungslos vor Augen, dass das nicht gut gehen kann; es wird für sie schlimm enden. Jahwe
aber wird die Opfer als ihr schu¨ tzender Gott retten. Die Armen und Demütigen, so Zefanjas Vision, werden das neue Gottesvolk sein. In diesem visionären Zusammenhang finden wir den heutigen Freudentext mit seinem
vierfachen Jubelruf. Er lädt uns ein, unsere Zweifel und Ängste zu überwinden und Gott, der schützt und rettet, zu trauen: "Juble! Jauchze! Freu dich! Frohlocke!"

Zweite Lesung
Wie am vergangenen Sonntag hören wir, wie Paulus sich seiner Lieblingsgemeinde zuwendet. Und auch hier: ein wiederholter Aufruf zur Freude. Freude zu jeder Zeit? Keine Sorgen? Der Herr ist nahe? Wie gut wäre es, bedingungslos in diese Freude einstimmen zu können! Unsere
Wirklichkeit scheint uns dies nicht gerade häufig nahezulegen. Die des Paulus im Gefängnis vordergründig allerdings auch nicht. Die Freude, die er meint, ist Freude gegen den äußeren Augenschein. Sie hat mit der Güte der Menschen untereinander zu tun. Sie kommt auch als Flehen daher. Und sie übersteigt alles Verstehen, wie der Friede Gottes, den Paulus seinen Freunden zuspricht.

Evangelium
Voller Erwartung zu fragen: Was sollen wir tun? Das können wir aus dem heutigen Evangelium lernen. Die Antwort, die Johannes den Fragenden gibt, stößt sie auf das Naheliegende und fu¨ hrt sie mitten in das alltägliche
Leben hinein. In den Niederungen des Alltags spielen sich Bekehrung und Umkehr ab. Und die Erwartung, wie Lukas sie versteht: sie soll sich gerade nicht mit dem begnügen, was naheliegt. Sie braucht den langen Atem, der
von Gottes Geist lebt.