Deutsche Bischöfe zu Ostern

Aufruf zu Gottvertrauen und Zuversicht

Zu Ostern rufen die beiden großen Kirchen zu Gottvertrauen und Zuversicht auf. Zugleich mahnen sie Solidarität mit den Schwachen an und kritisieren übertriebenes Gewinnstreben. Die Predigten der deutschen Bischöfe in der Osternacht im Überblick.

Ostern / © vladischern
Ostern / © vladischern

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Erzbischof von München und Freising Reinhard Kardinal Marx, kritisierte in der Osternacht, dass sich die westlichen Gesellschaften einseitig am ökonomischen Profit orientierten. Freiheit sei ein wichtiges Thema der österlichen Botschaft. Mit der Auferweckung Jesu seien Tod, Sünde und Angst überwunden worden.

Das Streben nach Freiheit werde in den westlichen Gesellschaften indes durch Egoismus korrumpiert, erklärte der Kardinal. Eine Freiheit, die "orientiert ist am ökonomischen Profit, läuft ins leere und schlägt in Unfreiheit um". Dies sei zerstörerisch und führe in die Krise.

Marx betonte, dass die Idee der Freiheit als Leitidee der Moderne neu entdeckt werden müsse. Sie beinhalte immer auch die Prinzipien Verantwortung, Solidarität und Liebe. Der Kardinal zitierte die Rede von Papst Franziskus vor dem Europaparlament: "Die Stunde ist gekommen, gemeinsam das Europa aufzubauen, das sich nicht um die Wirtschaft dreht, sondern um die Heiligkeit der menschlichen Person".

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki erinnerte in seiner Predigt in der Osternacht an die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi für uns heutige Menschen. Jesus Christus bringe das einzig wahre Licht und Leben in die Welt der Christen durch seinen Tod und seine Auferstehung. Er durchdringe mit seinem Licht "alle Sünde, alle Schuld, alles Versagen, alles Leid, alles Unvermögen, allen Tod und damit alle Dunkelheit menschlicher Existenz" so Woelki. Jesus Christus sei das Licht der Welt, sagte der Kardinal. Dadurch könnten die Menschen mit einer eigenen Ausstrahlung leben in einem Haus aus Licht. Der Bann des Todes werde gebrochen, wo die Menschen unbedingt und ohne Einschränkung der Auferstehung Jesu vertrauen.

Die Gläubigen rief Woelki auf, der Verständigung mehr als der Gewalt zu folgen, "dem Frieden mehr als dem Krieg, der Liebe mehr als dem Hass, der Menschlicheit mehr als dem Profit und Gott mehr als dem Mammon".

Die Auferweckung Jesu an Ostern kann nach den Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann verstanden werden als "Geschehen der Befreiung aus dem Gefängnis der Endlichkeit und der Sterblichkeit". Christen erhielten als neues Selbstverständnis "die österliche Freiheit der Kinder Gottes" geschenkt, sagte Ackermann bei der Feier der Osternacht im Trierer Dom.

Es handle sich dabei nicht um eine Freiheit auf Kosten anderer, betonte der Bischof. Vielmehr gehe es um eine innere Freiheit, die "sich riskiert, die nicht kleinlich rechnet, die großzügig ist, weil sie weiß, dass sie sich selber der Güte Gottes verdankt".

Ostern erinnert nach Worten des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker daran, dass die Auferstehung Jesu noch heute aktuell ist. Trotz vieler negativer Erfahrungen könne das Osterfest im Vertrauen darauf gefeiert werden, dass auch heute derselbe Gott wirke, der damals Jesus von Nazareth aus dem Tode erweckt habe, sagte der Paderborner Erzbischof am Samstagabend im Paderborner Dom. Die Auferstehung Jesu bedeute, dass die Herrlichkeit Gottes schon begonnen habe und dabei sei, sich zu vollenden.

Die österliche Auferstehungsbotschaft erreiche Menschen heute in einer Gesellschaft, in der Freude nicht selbstverständlich sei, sagte Becker weiter. Als Beispiele nannte er junge Menschen, "denen durch die Mode des Pessimismus das gesunde Zutrauen zum Leben verwehrt wird". Auch gebe es nach wie vor Misstrauen zwischen den Völkern. Der Bischof kritisierte auch, dass zunehmend das Berechnen von Nehmen und Geben sämtliche Lebenslagen dominiere.

Aber weil Gott durch Christus in der letzten Verlorenheit gesiegt habe, dürften Christen heute "Halleluja" singen, erklärte der Paderborner Erzbischof. "Spüren wir es und bezeugen es uns gegenseitig: Das letzte Wort hat unser Gott. Christus ist wahrhaft auferstanden!", sagte Becker.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat in der Osternacht an das Leid nach dem Flugzeugabsturz in Frankreich erinnert. Er sprach im Essener Dom von großer Trauer und Fassungslosigkeit. Zugleich lobte er die Solidarität mit den Opfern. Durch Umarmungen und Gebete hätten viele an der unheilvollen Lage so vieler Menschen mitgetragen. "Hier erscheint, wenn auch nur am fernen Horizont, ein Zeichen von Ostern, von neuem Leben, von Gnade, von Freiheit, von Zuspruch und Liebe - und von Glaubenshoffnung, dass alle Opfer erlöst sind, Leben haben bei Gott", sagte Overbeck.

Overbeck verurteilte auch die Gewalt im Namen von Religion im Mittleren Osten. "Wo Religion sich so mit der Politik, Gewalt sich so mit Ideologie verbindet, kommt der Tod, die Sünde und die Schuld ans Tageslicht", so der Bischof. Religion könne sehr ambivalent sein. Sie stachele den einen zur Solidarität, den anderen zum Hass auf Andersgläubige an. Christen feierten an Ostern keine fundamentalistische Glaubensgesinnung, "sondern einen auf dem Fundament der Erlösung durch Christus stehenden Glauben», dem es um Menschenwürde und -rechte gehe.

Das Osterfest ist nach Worten des Münsteraner Bischofs Felix Genn die Befreiung vom Bösen. Ein Christ erlebe bereits mit der Taufe eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus, die dem Leben die entscheidende Richtung gebe, sagte Genn am Samstag im Münsteraner Dom in seiner Osterpredigt. Die Begegnung eröffne "einen Horizont für unser Leben im Alltag". Wer so mit und in Jesus zum wahren Leben auferstanden sei, sei "nicht mehr versklavt an all das, was böse ist, was tot macht", betonte Genn.

Der Mensch gerate zwar oft in Versuchung, erklärte der Bischof weiter. Wer aber wisse, dass Christus den Tod bereits besiegt und das Leben für ihn gewonnen habe, der sei von diesen Irrwegen befreit, sagte Genn. Christus habe bereits das Leben für die Menschen gewonnen. Ostern zu feiern, erinnere an das Bundesversprechen der Taufe, dem Bösen abzusagen und den Glauben zu bekennen.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat in der Osternacht im Bamberger Dom einen 19-jährigen Afghanen getauft, der vom Islam zum Christentum konvertiert ist. In seiner Predigt sagte Schick, das Osterfest sei auch Protest und Aufstand gegen Islamismus und jede Form von Krieg und Terror. Der auferstandene Christus rufe die Menschen auf, nach Gerechtigkeit, Friede, Einheit und Solidarität zu streben.

Der junge Mann wurde in Afghanistan geboren und wuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran auf. Schon als Kind habe er Christ werden wollen, aber im Iran habe es keine Christen gegeben, sagte er dem "Fränkischen Tag" (Donnerstag). Seit seiner Flucht vor zwei Jahren lebt der 19-Jährige im Bamberger Don Bosco-Jugendwerk.

Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode hat die Flugzeugkatastrophe aus den französischen Alpen in den Mittelpunkt seiner Osterpredigt gestellt. Zur Trauer über die 150 Toten komme die Bestürzung, dass wohl eine Einziger 149 Menschen mit sich in den Tod gerissen habe, sagte er in der Osternacht am Samstag im Osnabrücker Dom. 150 Mal wiederhole sich hier das Grauen, das wohl auch die Frauen erfasst habe, die am dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu zum Grab gegangen waren, um den Leichnam zu salben, und dieses leer fanden. Auch die Hinterbliebenen der Absturzopfer müssten erleben, dass es letztlich keinen Ort für ihre Trauer gibt, "da alles in Fetzen zerstreut ist und keine Möglichkeit besteht, die Verunglückten noch einmal zu Gesicht zu bekommen"

"Wir dürfen das blanke Entsetzen der Freunde Jesu nicht überspringen und erst recht nicht das lähmende Entsetzen der Menschen, die solches heute erfahren", meinte der Bischof. Auch der Evangelist Markus spreche in seiner Schilderung des Ostergeschehens nicht gleich vom Erscheinen des Auferstandenen, sondern lasse "das Ringen um die Unbegreiflichkeit des Leidens und des Todes zu". Erst später schildere er die Worte des jungen Mannes am Grab: "Er ist auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa." Gemeint sei nicht die Verlängerung des irdischen Lebens, sondern neues, ewiges Leben, sagte der Bischof.

Schrittweise könne "aus dem Hinsehen auf die Stelle des Grauens ein neues Sehen des Lebendigen werden", so Bode. Dazu brauche es aber Zeit. Vielleicht kämen die um die Toten der Flugzeugkatastrophe Trauerenden nie ganz zu dieser Sichtweise. "Aber wir alle hoffen und beten, dass sie trotz allem einen neuen Blick auf das Leben, auf Gott und Christus, auf die ihnen Genommenen finden, der ihnen Kraft zu einer neuen Zukunft schenkt", sagte Bode. Im Gottesdienst spendete er drei Erwachsenen die Taufe. 

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat in seiner Osterpredigt zur Solidarität mit Flüchtlingen und verfolgten Christen aufgerufen. Menschen, die von der Terrorgruppe "Islamischer Staat" im Orient oder von Boko Haram in Nigeria verfolgt werden, benötigten Hilfe, sagte der Bischof in der Osternacht im Aachener Dom. Die Flüchtlinge müssten Menschlichkeit spüren, Freundschaft erfahren "und Frieden, Arbeit und Brot finden".

Mussinghoff erinnerte auch an die Opfer von Gewalt in Kolumbien, dem Partnerland seines Bistums. Dort würden seit 50 Jahren Menschen ermordet, entführt und von ihrem Land vertrieben. Drogenhandel bedrohe das Leben. Schuld trügen Guerillabewegungen, Paramilitärs und kriminelle Banden. Es gebe aber auch Übergriffe staatlicher Gewalt. Die weit fortgeschritten Friedensverhandlungen gäben aber Hoffnung. "Friede ist nicht einfach da, sondern verlangt ein entsprechendes Friedenshandeln", so Mussinghoff. Er rief auch zum Gebet für Frieden im Heiligen Land auf. In Jerusalem müssten Juden, Muslime und Christen friedlich, respektvoll und tolerant miteinander leben können.

Die Botschaft von der Auferstehung Christi ermutige zum Einsatz für Gerechtigkeit, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Bedford-Strohm sagte, die Osterbotschaft lasse auf ein Leben nach dem Tod hoffen. "Gegen das Dunkel von Ungerechtigkeit und Gewalt setzten wir das feste Vertrauen, dass am Ende alle Tränen abgewischt werden und alles Ungerechte zurechtgerückt werden wird." Das gebe jetzt schon Kraft, für Gerechtigkeit und die Überwindung von Gewalt einzutreten.

Auch der von den Nazis ermordete Theologe Dietrich Bonhoeffer habe "im tiefsten Dunkel" an die Auferstehung geglaubt. "Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln", zitierte der Ratsvorsitzende Bonhoeffer. Der lutherische Pfarrer und Widerstandskämpfer wurde vor am 9. April vor 70 Jahren, kurz nach Ostern, im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Der Osterglaube an die Auferstehung Jesu von den Toten ist nach den Worten des rheinischen Präses Manfred Rekowski nicht nur eine Jenseitshoffnung. "Ich glaube, dass Gott das Leben schon im Hier und Jetzt will", schrieb der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Osterbotschaft. Christen erwarteten von Gott, dass er auch in dieser Welt verschlossene Türen öffne, aus Sackgassen herausführe und neues Leben schenke.

Dieser Osterglaube verändert das Leben", betonte Rekowski. Er gebe Menschen die Kraft, mordenden Fanatikern entgegenzutreten und gegen jene zu kämpfen, die im Namen von Religion Tod und Elend in die Welt trügen.

(epd, KNA, domradio.de)


Kerze  / © Patrick Seeger (dpa)
Kerze / © Patrick Seeger ( dpa )