Dankgottesdienst in der Berliner der St. Hedwigs-Kathedrale

50 Jahre Konzil

domradio.de übertrug am 29. Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin. Zelebrant und Prediger bei dem Dankgottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum des II. Vatikanischen Konzils war Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Das Konzil habe die Kirche verstärkt zu den Menschen der Gegenwart geöffnet, sagte er in seiner Predigt.

Hedwigs-Kathedrale in Berlin (Erzbistum Berlin)

Unter anderen nannte der Berlienerr Kardinal die Beschlüsse zur Ökumene und zur Religionsfreiheit. Das Bischofstreffen hatte damals grundlegende Reformen eingeleitet. In seiner Predigt beklagte Woelki "Zank, Streit und eine Polarisierung innerhalb der Kirche. Priester und Laien bräuchten einander, nur so könne der Auftrag Jesu erfüllt werden. Das Konzil sei durchdrungen gewesen von "grenzenloser Symphatie zu den Menschen" und seine Botschaft sei heute aktueller denn je. Glaube sei "kein unkalkulierbares Risiko und erst recht kein Verlustgeschäft" sagte der Kardinal weiter.

Bereits am Samstag hatte Woelki im RBB-Hörfunk gesagt: "Was ist los mit dem Christentum nach 2000 Jahren? Sogar der Papst spricht von einer "tiefen Krise des Glaubens": Es wird immer weniger über den Glauben gewusst, immer seltener zum Gottesdienst gegangen und immer weniger den Kriterien entsprochen, die man mit dem Evangelium in Verbindung bringt. Das Christentum scheint nach 2000 Jahren - zumindest in Mitteleuropa - keine "Erfolgsgeschichte" mehr zu sein.

Vor 50 Jahren hatte Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil einberufen, die größte Versammlung von Entscheidungsträgern in der Menschheitsgeschichte. Seine Ansprache zur Eröffnung der ersten Sitzungsperiode war großartig: Er warnte vor "Unglückspropheten", die hinter jeder neuen Idee den Untergang des Abendlandes wittern, forderte von den Christen eine fundierte Kenntnis ihres Glaubens, und er ermutigte die Bischöfe, die Türen der Kirchen weit aufzumachen. Um frischen Wind hineinzulassen, und um zusammen mit allen Menschen guten Willens auf dem Weg zu bleiben in dieser so großartigen und so verrückten Welt.

50 Jahre später hat Papst Benedikt jetzt das "Jahr des Glaubens" ausgerufen. Wieder geht es darum, die Zeichen der Zeit, ihre Chancen wie auch die Risiken zu erkennen und dabei weder in nostalgisches Seufzen noch in lähmende Angst zu verfallen. Das Glaubensjahr ist ein guter Anlass, sich einzugestehen, selbst mehr Fragen als Antworten zu haben und sich dennoch auf Gott einzulassen. Ihn zu bitten: Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

Nun könnten Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, einwenden, dass Ihnen ziemlich egal ist, wie es der Kirche 2000 Jahre nach Christus geht, weil Sie ihr nicht mehr so verbunden sind oder ihr auch gar nicht mehr angehören. Ich lade Sie trotzdem ein: Stellen wir uns gemeinsam dieser so großartigen und so verrückten Welt - wie auch der uralten Menschheitsfrage, was oder wer diese Welt "im Innersten zusammen hält"."