Chrisammesse im Kölner Dom mit Appell an Priester

Weihe der Heiligen Öle

domradio.de übertrug am Montag der Karwoche die Messe zur Weihe der Heiligen Öle im Kölner Dom. Es zelebrierte und predigte Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. In der Chrisammesse wurden die liturgischen Öle geweiht, die während des Jahres in den katholischen Kirchengemeinden zur Salbung verwendet werden. In seiner Predigt wandte sich der Kardinal in erster Linie an die versammelten Priester.

 (DR)

Chrisam wird verwendet bei Taufe und Firmung, der Priesterweihe und Bischofsweihe, auch bei der Weihe eines Altars. Das Krankenöl wird für die Krankensalbung benötigt, das Katechumenenöl für eine Salbung der Katechumenen bzw. des Täuflings vor dem eigentlichen Taufakt. Nach der Messe werden die Öle an die Vertreter der Gemeinden bzw. Dekanate verteilt, die sie dann in die Gemeinden bringen, wo sie in der Gründonnerstagsliturgie feierlich in Empfang genommen werden sollen.



Ein weiterer Bestandteil der Feier ist die jährliche Erinnerung ihrer Weihe für alle anwesenden Priester und Diakone. Der Kölner Kardinal ging daher auf den aktuellen Zustand der Kirche ein. Die Seelsorge sehe heute ganz anders aus als noch vor 20 Jahren. Die Physiognomie der Kirche habe sich radikal verändert und sei immer noch dabei sich zu verändern, so Meisner. Es gebe daher Situationen im priesterlichen Leben, in denen die Gefahr des "Unglaubens der Gläubigen" besteht, sich lieber auf die Fundamente, Argumente und Prognosen zu verlassen als auf das Wort des Herrn. Der Erzbischof äußerte die Hoffnung, dass vielleicht gerade die kleiner werdenden oder sterbenden Gemeinden missionarische Gemeinden würden.



Meisner erinnerte an Henri de Lubac, mit dem er vor fast 30 Jahren zusammen Kardinal geworden ist: "Sein Bekenntnis zur Kirche ist mein Bekenntnis. Mein Bekenntnis und sein Bekenntnis sollte auch euer Bekenntnis sein: "Ich verspüre nicht das Bedürfnis nach einer "neuen Kirche" (Was für eine Kirche sollte das denn sein?), und ich wünsche mir auch nicht, dass eine "neue Theologie" erfunden wird. Ich liebe unsere Kirche in ihrer Not und in ihren Demütigungen, in den Schwächen eines jeden von uns wie in ihrem unendlichen Schatz an verborgener Heiligkeit. Ich liebe diese große Kirche, in der, wie Gregor der Große sagt, "unus portatur ab altero" (ein jeder vom anderen getragen wird), selbst wenn der eine oder andere sich als Feind fühlt, selbst wenn wir ein schwaches Bild abgeben. Ich liebe diese große Kirche, in der diejenigen, die ein öffentliches Amt bekleiden, - ohne dass sie es wissen - getragen werden vom Gebet der Demütigen, die die Welt nie kennen wird. Ich liebe sie in ihrem heutigen, ernsthaften und schwierigen Bemühen, sich zu erneuern"."



Genn: Aufgabe des Priesteramtes respektieren

Münsters Bischof Felix Genn mahnt zu einem respektvollen Umgang mit Priestern, die ihr Amt aufgegeben haben. Bei aller Enttäuschung, Trauer und "sprachloser Ohnmacht" sei doch ein "innerer Respekt vor dem Geheimnis jeder einzelnen persönlichen Entscheidung" unabdingbar, sagte der Bischof am Montag in Münster.



Vorige Woche hatte das Bistum bekanntgemacht, dass der frühere Regens in Münster und ehemalige Psychologieprofessor an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Andreas Tapken (46), sein Priesteramt aufgegeben hat. Genn habe dem Wunsch "mit Bedauern" entsprochen und Tapken für seine vielfältigen Dienste im Bistum Münster gedankt, hieß es. In Internet-Foren wurde die Entscheidung Tapkens teils mit polemischen Äußerungen verurteilt.



Genn äußerte sich in der Überwasserkirche bei der Chrisammesse. Bei dem Gottesdienst mit mehreren Hundert Priestern rief er die Geistlichen auf, sich angesichts vieler gesellschaftlicher Herausforderungen und strukturellen Veränderungen in der Kirche gegenseitig zu stützen. Notwendig sei eine "größere Achtsamkeit füreinander". Die Mitbrüder dürften sich nicht allein gelassen fühlen.