Bischof Mussinghoff beklagt desolate Lage von Kindern in Osteuropa

Abschluss der Renovabis-Pfingstaktion

Mit einer Festmesse aus dem Aachener Dom ist die diesjährige Renovabis-Pfingsaktion zu Ende gegangen. "Wenn wir Hilfe für Kinder im Osten Europas leisten, dann dürfen wir sprechen: "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Röm 5,5)", so Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff in seiner Pfingstpredigt.

 (DR)

"Und er stellte ein Kind in ihre Mitte"

Das Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche hat in diesem Jahr besonders das Schicksal notleidender Kinder in den 29 Ländern Mittel-, Ost- und Südeuropas in den Blick genommen. Die 20. Renovabis-Pfingstaktion stand unter dem Motto "Und er stellte ein Kind in ihre Mitte".



Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff unterstrich, dass vor allem den einfachen Bevölkerungsschichten in Osteuropa geholfen werden müsse. Die Verkündigung des Evangeliums und soziales Engagement gehörten zusammen. Weiter betonte der Bischof, dass ein Europa ohne die osteuropäischen Länder nicht mehr denkbar sei.



domradio.de übertrug an Pfingssonntag die Festmesse aus dem Aachener Dom aus Anlass des Abschlusses der Renovabis-Pfingstaktion 2012 live in Bild und Ton. Es zelebrierte Bischof Heinrich Mussinghoff. Konzelebranten waren die Renovabis-Gäste Bischof Petru Gherghel, Iasi/Rumänien, Diözesan-Caritasdirektor Don Mirko Šimic, Sarajewo, und Pater Stefan Dartmann SJ, Hauptgeschäftsführer von Renovabis.



Mussinghoff: Osteuropas Kinder sollen unsere Hilfe spüren

Gott weise uns heute auf die schwierige Lage von Kindern in Mittel-, Ost- und Südosteuropa hin, sagte Bischof Mussinghoff in seiner Predigt. "Die Kinder und ihre Familien sollen spüren, dass sie sich auf unsere Hilfe, durch Renovabis vermittelt, verlassen können." Diese Kinder hätten zwar den Umbruch von 1989 und die Leiden der kommunistischen Zeit nicht mehr miterlebt; aber sie litten an den Folgen. Viele Kinder hungerten und lebten als Straßenkinder, mahnte der Aachener Bischof und bat um Solidarität und Spenden für Renovabis-Projekte.



Der rumänische Bischof Petru Gherghel kritisierte die schwierige Lage der Kinder in seinem Land. Viele Eltern suchten Verdienstmöglichkeiten im Ausland und ließen ihre Söhne und Töchter allein oder bei den Großeltern zurück, sagte der Bischof von Iasi. Zahlreiche Kinder lebten auf der Straße. Die Analphabetisierungsrate sei hoch.



Besondere Unterstützung für "Euro-Waisen"

Ein besonderes Augenmerk richtete das Hilfswerk Renovabis diesmal auf die "Euro-Waisen" - Kinder, deren Eltern in der Hoffnung auf einen besseren Verdienst ihre Familien und ihre Heimat verlassen und im EU-Ausland arbeiten. In der Ukraine beispielsweise beträgt der monatliche Durchschnittsverdienst gerade einmal 220 Euro. Damit ist ein Job im EU-Ausland für viele Familien oft die einzige Perspektive, den Lebensunterhalt zu sichern.



Besonders aus der Westukraine sind viele Arbeitskräfte - oft Pflegekräfte und Ärzte - in die EU gegangen. "Brain-Drain", das Abwandern von gut ausgebildeten Menschen, nennen Experten das Phänomen. In Italien, Spanien, Portugal und Polen bekommen sie - anders als in Deutschland - auch ohne Aufenthaltserlaubnis eine Arbeit. In manchem ukrainischen Dorf leben inzwischen fast nur noch die zurückgelassenen Kinder und alte Menschen.



Oft bleiben osteuropäische Arbeitsmigranten viele Monate oder gar Jahre im Westen. Weil viele nur mit einem Touristenvisum einreisen, können sie keine Arbeitserlaubnis beantragen und halten sich dort häufig illegal auf. Deshalb fürchten sie, nach einem Besuch in ihrer Heimat nicht wieder in die EU einreisen zu können. Unter solchen Bedingungen sind ein Leben in der Illegalität und menschenunwürdige Strukturen vorprogrammiert. Zurück bleiben die sogenannten "Euro-Waisen", auf deren Schicksal das Hilfswerk Renovabis aufmerksam macht.



Ein erheblicher Teil der Renovabis-Gelder - allein im vergangenen Jahr hat das Hilfswerk Projekte in 29 Ländern mit 27,6 Millionen Euro unterstützt - fließt in pastorale, soziale und Bildungsprogramme. Das Spektrum ist groß: So gibt es Heime und Tagesstätten für Waisen und Straßenkinder, Integrationsprojekte für junge Menschen, die sozialen Randgruppen oder diskriminierten Minderheiten wie den Roma angehören, und Angebote für Kinder von Arbeitsmigranten