Bischof Müller distanziert sich von einem "überholten Bild der Mission"

Sonntag der Weltmission

Das Engagement der katholischen Kirche für Arme und Ausgegrenzte in Indien stand im Mittelpunkt des Sonntags der Weltmission. Die bundesweite Spendenkampagne des katholischen Hilfswerks missio endete mit einer zentralen Schlussfeier in Regensburg.

 (DR)

Bischof Gerhard Ludwig Müller, missio-Präsident Pater Eric Englert und mehrere Bischöfe aus Indien feierten einen Pontifikalgottesdienst im Dom. In seiner Predigt distanzierte sich Bischof Müller sich von einem überholten Bild der Mission. In der Vergangenheit sei der Missionsauftrag Christi überlagert worden von einem kolonialistischen Fortschrittsglauben. Dadurch hätten sich Europäer anderen Völkern gegenüber kulturell, technisch und wirtschaftlich überlegen gefühlt. Diese eurozentrische Sicht sei nicht mehr aktuell. Die Kirche lehne es ab, andere zu entmündigen oder von einem erhöhten Podest aus zu behandeln.



Der Bischof äußerte sich zum bundesweiten Abschluss des diesjährigen Spendenkampagne des katholischen Hilfswerks missio. An dem Pontifikalgottesdienst zum Weltmissionssonntag im voll besetzten Regensburger Dom nahmen auch mehrere indische Bischöfe und der Münchner missio-Präsident Pater Eric Englert teil. In allen katholischen Gottesdiensten in Deutschland wurde Geld für die Arbeit des Hilfswerks gesammelt.



"Mission ist nicht Herrschaft über Menschen, sondern Dienst an den Menschen", betonte Müller. Materielle Hilfe werde nicht verzweckt, um Andersgläubigen eine neue Weltsicht aufzudrängen. Sie sei vielmehr Ausdruck der Liebe Gottes zu allen Menschen. Mission habe auch nichts mit der Verbreitung von Weltanschauungen oder politischen Ideologien zu tun. In Christus seien alle Feindschaften und Fremdheiten zwischen den Völkern überwunden. Im Volk Gottes gebe es keine Ausländer, in der Stadt Gottes keine Bürger erster und zweiter Klasse und auch keine Unberührbaren.



Der Bischof rühmte die vor 100 Jahren geborene selige Mutter Teresa als "das größte Vorbild der Nächstenliebe" für die Gegenwart. Ihre Sorge habe vor allem der Menschenwürde von Mädchen und Frauen gegolten. Eine Gesellschaft könne nur gedeihen, wenn sie auf der Unantastbarkeit der Menschenwürde gründe. Weil alle Menschen von Gott gleich geliebt seien, hätten auch alle die gleichen Rechte.