Bischof Bode fordert Einsatz für benachteiligte Kinder

Renovabis-Pfingstaktion eröffnet

Bischof Franz-Josef Bode hat anlässlich der Eröffnung der Renovabis-Pfingstaktion zum Engagement für benachteiligte Kinder und Jugendliche aufgerufen. DOMRADIO.DE übertrug das feierliche Pontifikalamt aus dem Osnabrücker Dom.

Osnabrücker Dom / © Tobias Arhelger (shutterstock)

"Erneuerungen zu mehr Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung kann es nirgendwo auf der Welt an den Kindern vorbei geben", sagte Bode im Osnabrücker Dom. Jesus habe deutlich "die Kinder in die Mitte gestellt", betonte der Osnabrücker Bischof. Deren Lebenswirklichkeit in Familie und Gesellschaft sei ausschlaggebend für die Zukunft, für das Zusammenleben der Generationen ebenso wie für das Miteinander der Völker.

Bischof Franz-Josef Bode im Portrait während einer Rede / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode im Portrait während einer Rede / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Einsatz für Kinder und Jugendliche, besonders für die vielen, die unter Benachteiligung und Armut litten, sei darum eine vordringliche Aufgabe, unterstrich Bode im Pontifikalamt zur bundesweiten Eröffnung der Pfingstaktion des katholischen Hilfswerks Renovabis.

Das Bistum Osnabrück ist in diesem Jahr Gastgeber dieser Eröffnungsfeier und so ist der Hauptzelebrant dieses Pontifikalamtes Bischof Bode. Unter den Gästen aus Russland, der Republik Moldau und Ungarn war auch Bischof Clemens Pickel aus Saratow (Südrussland).

Heranwachsende in Osteuropa stärker unterstützen

Die 20. Pfingstaktion unter dem biblischen Leitwort "Und er stellte die Kinder in ihre Mitte (Mk 9,36)" nimmt die Situation Heranwachsender in Osteuropa in den Blick. Der bundesweite Abschlussgottesdienst findet am Pfingstsonntag, 27. Mai, im Aachener Dom mit Bischof Heinrich Mussinghoff und Gästen aus Osteuropa statt. Renovabis ist das Hilfswerk der Deutschen Bischöfe für die Kirche in Mittel-, Ost- und Südosteuropa.

Die Verletzung von Menschenrechten - das passt nach allgemeinem Empfinden nicht zu einem fröhlichen Fest wie der Fußball-Europameisterschaft. Umso größer ist derzeit die öffentliche Empörung gegen Mitgastgeber Ukraine. Doch das Land, das neben Polen die EM vom 8. Juni bis 1. Juli ausrichtet, hat auch abseits des Schicksals der ehemaligen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko mit großen politischen und sozialen Problemen zu kämpfen. Die Leidtragenden: Zumeist Kinder und Jugendliche.

Renovabis und die Ukraine

In der Ukraine mit der Hauptstadt Kiew leben auf einer Fläche von über 600.000 Quadratkilometer über 40 Millionen Menschen. 67 Prozent gehören der orthodoxen Kirche an, bis zu zehn Prozent sind griechisch-katholisch. Seit über sechs Jahren herrscht im Osten des Landes Krieg, der 13.000 Menschen das Leben kostete und etwa 25.000 zu Kriegsinvaliden machte. Offiziellen Angaben zufolge gibt es rund 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge. Außerdem annektierte Russland die Krim.

Mit Sonnenblumen bemalte Autowracks an einer Ausfallstraße von Irpin in der Nähe von Kiew / © Kay Nietfeld (dpa)
Mit Sonnenblumen bemalte Autowracks an einer Ausfallstraße von Irpin in der Nähe von Kiew / © Kay Nietfeld ( dpa )

   
Im Fokus stehen "Euro-Waisen"

Wie viele Kinder und Jugendliche in der Ukraine und anderen Ländern Osteuropas im Abseits stehen, will Renovabis bei seiner 20. Pfingstaktion unter dem Motto "Und er stellte ein Kind in ihre Mitte" deutlich machen.

Ein besonderes Augenmerk richtet das Hilfswerk diesmal auf die "Euro-Waisen" - Kinder, deren Eltern in der Hoffnung auf einen besseren Verdienst ihre Familien und ihre Heimat verlassen und im EU-Ausland arbeiten. Denn in der Ukraine beträgt der monatliche Durchschnittsverdienst gerade einmal 220 Euro. Damit ist ein Job im EU-Ausland für viele Familien oft die einzige Perspektive, den Lebensunterhalt zu sichern.

Besonders aus der Westukraine sind viele Arbeitskräfte - oft Pflegekräfte und Ärzte - in die EU gegangen. "Brain-Drain", das Abwandern von gut ausgebildeten Menschen, nennen Experten das Phänomen. In Italien, Spanien, Portugal und Polen bekommen sie - anders als in Deutschland - auch ohne Aufenthaltserlaubnis eine Arbeit. In manchem ukrainischen Dorf leben inzwischen fast nur noch die zurückgelassenen Kinder und alte Menschen.

Menschenunwürdige Strukturen sind vorprogrammiert

Oft bleiben osteuropäische Arbeitsmigranten viele Monate oder gar Jahre im Westen. Weil viele nur mit einem Touristenvisum einreisen, können sie keine Arbeitserlaubnis beantragen und halten sich dort häufig illegal auf. Deshalb fürchten sie, nach einem Besuch in ihrer Heimat nicht wieder in die EU einreisen zu können.

Unter solchen Bedingungen sind ein Leben in der Illegalität und menschenunwürdige Strukturen vorprogrammiert. Zurück bleiben die sogenannten "Euro-Waisen", auf deren Schicksal das Hilfswerk Renovabis jetzt aufmerksam macht.

Ein erheblicher Teil der Renovabis-Gelder - allein im vergangenen Jahr hat das Hilfswerk Projekte in 29 Ländern mit 27,6 Millionen Euro unterstützt - fließt in pastorale, soziale und Bildungsprogramme.

Das Spektrum ist groß: So gibt es Heime und Tagesstätten für Waisen und Straßenkinder, Integrationsprojekte für junge Menschen, die sozialen Randgruppen oder diskriminierten Minderheiten wie den Roma angehören, und Angebote für Kinder von Arbeitsmigranten. Für all dies bittet das Osteuropa-Hilfswerk bei seiner Pfingstaktion um Spenden.

Renovabis

Renovabis ist das jüngste der sechs katholischen weltkirchlichen Hilfswerke in Deutschland. Es wurde im März 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von den deutschen Bischöfen gegründet. Seither gibt es jedes Jahr eine mehrwöchige bundesweite Aktion. Sie endet jeweils am Pfingstsonntag mit einer Kollekte in den katholischen Gottesdiensten in Deutschland.

Der lateinische Name des Hilfswerks geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern".

 © Renovabis
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Quelle:
DR , KNA