Bewegendes Requiem in Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale

Abschied von Kardinal Sterzinsky

Mit einem feierlichen Requiem hat die katholische Kirche am Samstag in Berlin von Kardinal Georg Sterzinsky Abschied genommen. Die Totenmesse für den verstorbenen Berliner Alterzbischof wurde unter Leitung des Münchner Kardinals Reinhard Marx in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale gefeiert.

 (DR)

An dem Requiem nahmen rund 30 Kardinäle und Bischöfe der katholischen und weiterer Kirchen teil, unter ihnen Sterzinskys bereits ernannter Nachfolger, der bisherige Kölner Weihbischof Rainer Maria Woelki.



Über 500 Menschen verfolgten die Trauerfeier auf einer Großleinwand, die auf dem Bebelplatz vor der Kathedrale aufgestellt war. Das RBB-Fernsehen übertrug sie live. Zum Abschluss wurde Sterzinsky wie die früheren Berliner Bischöfe in der Unterkirche der Kathedrale beigesetzt. Er war am 30. Juni nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben.



In dem Gottesdienst wurde ein Beileidstelegramm von Papst Benedikt XVI. verlesen. Er hob das Verdienst Sterzinskys hervor, das früher geteilte Bistum Berlin nach der Wiedervereinigung "als Bischof aller" geeint zu haben. Zudem erinnerte der Papst an dessen großes Engagement für Flüchtlinge und Migranten. Als Vertreter des Papstes kamen Kardinal Walter Kasper und der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Perisset.



Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte in einem Grußwort den Kardinal als "bescheidene und wegweisende Persönlichkeit". Die Bischofskonferenz habe letztlich auf seine Initiative hin ihre Familienkommission gegründet, die Sterzinsky rund 20 Jahre leitete. Zudem habe er den Anstoß zu einer Unterkommission Frauen gegeben. Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge hob Sterzinskys Engagement für die Ökumene auch mit den orthodoxen Kirchen und Freikirchen hervor, zudem sein Eintreten für den Sonntagsschutz, die Schulen freier Träger und den Religionsunterricht.



In der Predigt des Requiems nannte der Erfurter Bischof Joachim Wanke Sterzinsky einen Seelsorger im besten Sinne des Wortes. Auch als Bischof sei er für Einzelne da gewesen, "wenn sie Zuwendung, Stärke und Beistand brauchten". Wanke hatte Sterzinsky 1981 zu seinem Generalvikar berufen. Er predigte auch bei dessen Amtseinführung als Berliner Bischof am 9. September 1989 in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale.



Der evangelische Bischof Markus Dröge rief Sterzinskys Engagement für den ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin in Erinnerung. Die ökumenische Gemeinschaft habe ihm immer am Herzen gelegen, nicht nur zwischen evangelischer und katholischer Kirche sondern auch mit Freikirchen, orthodoxen Kirchen und Kirchen vielfältiger Konfessionen.



Vonseiten der Politik nahmen an der Messen neben dem Berliner Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unter anderem die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, sowie US-Botschafter Philipp D. Murphy und Polens Gesandter Marek Prawda teil. Im Anschluss an das Requiem wurde Sterzinsky in der Unterkirche der Kathedrale, der traditionellen Grablege der Berliner Bischöfe, beigesetzt.