Kapitelsamt im Kölner Dom am zweiten Sonntag nach Weihnachten

Auf der Suche nach dem Weihnachtsgeheimnis

In seiner Predigt sprach Weihbischof Rolf Steinhäuser über die Sehnsucht nach einem "normalen Alltag". Es sei eigenartig, dass die Kirche wieder denselben Abschnitt vorlese, wie am ersten Weihnachtstag.

Kölner Dom / © Ochlast (DR)
Kölner Dom / © Ochlast ( DR )

"Als könne die Kirche nicht genug bekommen von diesem Fest", so Steinhäuser. Vieles erschließe sich aber erst auf den zweiten Blick. "So birgt auch Weihnachten mehr, als wir auf einmal geistig verdauen können." Zu viel Lieblichkeit und Idylle drohe die Geburt eines Kindes in dürftigen Verhältnissen zu verklären. "Da tut es unserem Weihnachtsbewusstsein gut, nach ein paar Tagen Abstand einen anderen Zugang zu suchen", meinte Steinhäuser. 

Das Johannes-Evangelium vom Wort, das am Anfang war, stelle das Krippengeschehen in den großen Zusammenhang der Erlösung, weil es eben am Anfang beginne. Schon das Wort Anfang könne aber auf eine falsche Fährte führen. Denn er sei nicht zeitlich zu sehen, sondern habe Ewigkeitscharakter. "Im Anfang war das Wort – das heißt so viel wie: Das Wort war vor allem, es war immer." 

Der Gottesdienst auf DOMRADIO.DE

DOMRADIO.DE übertrug am zweiten Sonntag nach Weihnachten das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom.

"Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden ..." (Joh 1,1f.)

Zum Sonntagsevangelium (Joh 1,1-18)
von Ludger Schenke

Wie verhält sich der Text Joh 1,1–18 zum übrigen Johannesevangelium? Er umfasst alles: das Urgeschehen als Vorgeschichte, das geschichtliche Kommen des Lichtes und seines Zeugen und die darauf bezogene Nachgeschichte der Glaubenden. Er bietet mithin eine umfassende Schau. Er beleuchtet Jesu Wirken in Wort und Tat aus allen Perspektiven und sagt an, was sich darin wirklich ereignet hat.

Wir haben uns daran gewöhnt, diesen Text Prolog zu nennen, und bezeichnen damit seine Funktion. In der Tat ist er ein Vorwort, ein wirklich vorgeordnetes Wort: der Brennpunkt aller Linien, die zentrale Perspektive. Im Gegensatz zu nichtssagenden Vorworten ist dieses unverzichtbar. Es ist der Schlüssel zum Ganzen, das Portal, durch das die Leser eintreten sollen in die Welt des Johannesevangeliums.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Januar 2021


Weihnachtsbaum / © IgorAleks (shutterstock)