Adveniat-Kampagne in Bamberg eröffnet

"Den Armen eine gute Nachricht!"

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat am Sonntag die Weihnachtsaktion des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat eröffnet. Unter dem Motto "Den Armen eine gute Nachricht!" wirbt Adveniat in den kommenden Wochen in bundesweit rund 100 Veranstaltungen um Unterstützung für sonst wenig beachtete Länder in Lateinamerika.

Erzbischof Ludwig Schick (hier im Gespräch mit Luis Kebreau, Erzbischof von Cap-Haitien) (KNA)
Erzbischof Ludwig Schick (hier im Gespräch mit Luis Kebreau, Erzbischof von Cap-Haitien) / ( KNA )

«Die Armut raubt den Menschen in Haiti alle Träume», stand unübersehbar auf einem riesigen Plakat. Und weiter: «Die katholische Kirche kämpft gegen Missstände und schenkt Hoffnung.» Im bundesweiten Eröffnungsgottesdienst der Adveniat-Weihnachtsaktion 2009 stand am Sonntag im Bamberger Dom diese «gute Nachricht» für die Menschen in Lateinamerika im Mittelpunkt. Die Armen hörten diese Nachricht, sagte Erzbischof Ludwig Schick. Sie wollten sie aber auch verwirklicht sehen.

Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist Schick jedes Jahr in vielen Ländern unterwegs. Im Mai war er in Haiti, dem Armenhaus Lateinamerikas, das in diesem Jahr Beispielland der Adveniat-Aktion ist. Was er in dem karibischen Inselstaat erlebte, erschütterte ihn: eine Polizei und Justiz, die nicht funktionieren, eine ständig noch wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen und eine daraus resultierende hohe Kriminalitätsrate.

«Die Menschen sehnen sich danach, endlich in Sicherheit wohnen zu können», resümiert der Erzbischof. Und dass die Kinder bessere Nahrung und gute Schulen bräuchten, um das Rüstzeug zur Gestaltung einer besseren Gesellschaft zu erhalten. In seiner Predigt schlug Schick sehr politische Töne an: Er verurteilte soziale Ungerechtigkeit und Ausbeutung, forderte einen Schuldenerlass für die armen Länder, einen Abbau der Handelsbarrieren und eine Erhöhung der Entwicklungshilfe.

Auch den Klimagipfel, der am 7. Dezember in Kopenhagen beginnt, sparte der Erzbischof nicht aus. Die Konferenz müsse auch deshalb ein Erfolg werden, weil die Folgen des Klimawandels jetzt schon die Armen in Ländern wie Haiti besonders treffe. Wirbelstürme und Überschwemmungen vergrößerten die Not.

Der Vorsitzende der Haitianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Louis Kebreau, äußerte «herzliche Freude» darüber, dass die Kirche in Deutschland «sich heute mit der Kirche von Haiti vereint». Sein Land lebe in großer Armut, und zwar nicht nur in finanzieller, sondern auch in moralischer, sozialer und spiritueller. «In Haiti ist die Kirche überlebenswichtig», versicherte Kebreau.

Weitere Gäste aus Haiti verkündeten die Lesungen und das Evangelium in der gebräuchlichen Landessprache Kreolisch: «Richtet Euch auf, erhebt Eure Häupter, denn Eure Erlösung naht», hieß es darin. Sie brachten in einer Gabenprozession ein farbenfrohes Bild mit Marktfrauen zum Altar, das haitianische Theologiestudenten gemalt hatten. Die weiteren Gaben wie ein Lesebuch, Holzkohle und verkrustete Erde oder ein Plastikgefäß mit Wasser standen symbolisch für die hohe Analphabetenrate in Haiti, für die verheerende Abholzung der einstigen «Perle der Karibik», für Trinkwassermangel..

Schon im Gottesdienst ertönten lateinamerikanische Lieder, die «Samba-Queen» Nice Ferreira mit ihrer Band darbot. Sie prägte mit ihrer Musik auch das anschließende Lateinamerikafest im Bistumshaus St. Otto. Ein buntes Programm von Talkrunden über Malworkshops mit dem haitianischen Künstler Fritzner Cedon bis hin zu Aktionen verschiedener Solidaritätsgruppen aus dem Erzbistum Bamberg sorgte für einen lebendigen Rahmen der Adveniat-Eröffnung.

Die Kampagne mündet in die traditionelle Adveniat-Kollekte, die an Heiligabend und am ersten Weihnachtstag in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands stattfindet. Der Erlös der Kollekte kommt rund 3.500 kirchlichen Hilfsprojekten in ganz Lateinamerika und der Karibik zugute. Jährlich stehen dem 1961 gegründeten Hilfswerk dafür rund 40 Millionen Euro zur Verfügung.