2.500 Jugendliche entsenden mit Kardinal Woelki das Altenberger Licht

"Baut eine neue Kirche!"

Mit über 2.500 Jugendlichen hat der Kölner Erzbischof Woelki am Maifeiertag die Aussendung des Altenberger Lichtes gefeiert. Die jungen Gläubigen rief der Kardinal zur tatkräftigen gelebten Nächstenliebe und zur Flüchtlingshilfe auf.

Das Licht kommt von der Osterkerze (DR)
Das Licht kommt von der Osterkerze / ( DR )

Das diesjährige Motto des Altenberger Lichtes lautet: Überfremdung unter Freunden – "Was ihr für einen meiner Geringsten getan habt ..." (Mt 25,40). In seiner Begrüßung erinnerte sich Kardinal Woelki im Altenberger Dom an seine eigene Jugend und seine vielen Teilnahmen an den Feierlichkeiten rund um die Aussendung des Alternberger Lichtes. Seine diesjährige erste Teilnahme als Erzbischof von Köln empfinde er als "Nachhausekommen", hierdurch sei nun die Rückkehr aus Berlin in sein Heimatbistum abgeschlossen, sagte Woelki, der vor einem halben Jahr von der Spree an den Rhein zurückgekehrt war.

In Bezug auf das diesjährige Motto erinnerte Woelki schon in seiner Begrüßung an das schreckliche Schicksal all jener Flüchtlinge, die auf ihrer Reise nach Europa tagtäglich ihr Leben lassen müssen. Grenzen gelte es überall auf der Welt zu überwinden, sagte Woelki weiter und verwies als Beispiel auf die Grenze zwischen Mexiko und den USA, die auch immer wieder Todesopfer hervorbringe.

Mit unserem Gott überspringen wir Mauern

Die Wohlstandsländer müssten viel mehr für Demokratie, Frieden, Bildung und soziale Gerechtigkeit in den Ursprungsländern der Flüchtlinge sorgen, sagte Woelki. Grund für die Flucht sei oft der berechtigte Wunsch nachSicherheit und Wohlstand. Für viele von Verfolgung und Vertreibung betroffene Flüchtlinge ginge es aber einfach nur um das Leben und Überleben.

Kritisch sieht Woelki den Umgang mit jenen, die es bis nach Deutschland schaffen und sich dann in Sammelunterkünften und Auffanglagern wiederfänden. In seiner Predigt betonte er, Heimatlosigkeit sei ein Schicksal, das "gewendet werden will, kann und werden muss!"

Zugleich warnte Woelki vor sogenannten Ausländerghettos in deutschen Großstädten. Es könne nicht sein, dass dort wohnende Menschen mit einem Stigma leben müssten und die Angabe einer Adresse aus solchen Stadtvierteln bei vielen Deutschen für "hochgezogene Augenbrauen" sorge. Einer solchen Ausgrenzung dürften Christen nicht tatenlos zusehen, so der Kardinal. Erst recht nicht dürften Christen angesichts solcher Ungerechtigkeiten die Augen verschließen.

An die Jugendlichen gewandt, sagte Woelki bevor das Licht an der Osterkerze entzündet wurde, wenn sie "ein Segen" sein wollten, dann gelinge das dort, wo "einem hungrigen Kind zu Essen, einer durstigen Frau zu Trinken und einem obdachlosen Mann Aufnahme geschenkt" werde.

Diese gelebte Barmherzigkeit sei genauso wichtig, wie notwendige, nachhaltige politische Entscheidungen, schloss der Erzbischof. Die Berufung und Sendung der Jugend sei es nun, das Licht von Altenberg hinauszutragen in die ganze Welt, in der vielerorts Ungerechtigkeit und Unfriede herrsche.

Jugend aus Irland, Litauen und dem Bistum Dresden-Meißen

Bevor Woelki den Segen spendete, rief er unter großem Beifall die Jugendlichen dazu auf, eine neues, junges und modernes Christentum zu leben. Innerhalb der Kirche gebe zu viele "geschlossene Gesellschaften", die den Glauben auf "ausgetretenden Pfaden" lebten. "Baut gemeinsam eine neue Kirche, entwickelt eine Vision, von Altenberg kann eine Erneuerung ausgehen!", so Woelki.

Den Gottesdienst feierte der Kölner Erzbischof unter anderem mit seinem neuen Generalvikar Dominik Meiering und Diözesanjugendseelsorger Mike Kolb. In den Altenberger Dom waren neben den vielen Jugendlichen aus dem Erzbistum Köln auch wieder Gruppen aus Irland, Litauen und dem Kölner Partnerbistum Dresden-Meißen gekommen. Die musikalische Gestaltung übernahm der Jugendchor St. Michael aus Dormagen.

Von Altenberg aus nehmen die jungen Menschen nun das Licht mit in ihre Gemeinden und Gemeinschaften, tragen es in Altenheime und Krankenhäuser. In Deutschland, aber auch zu befreundeten Jugendgruppen in Europa.

Die Geschichte des Altenberger Lichtes

Das Altenberger Licht erhielt seinen Namen von dem kleinen Ort Altenberg im Bergischen Land. Hier entstand 1922 in den Mauern einer ehemaligen Zisterzienser Abtei, an die noch ihre Klosterkirche, der Altenberger Dom, erinnert, die heutige Jugendbildungsstätte des Erzbistums Köln. Damals entwickelte sich Altenberg zu dem Zentrum der katholischen Jugend in Deutschland. Der Dom und die Altenberger Madonna wurden zum äußeren Zeichen der Zusammengehörigkeit, zum "Herz des Bundes".

Das Altenberger Licht entstand 1950 nach den Schrecknissen des zweiten Weltkrieges als Zeichen der katholischen Jugend für Versöhnung und Frieden in Europa. Von Altenberg aus schickte man ein Licht auf die Reise, das in Form einer Sternstafette in alle Richtungen weitergegeben wurde und bis an die Grenzen Deutschlands gelangte. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich daraus eine Europasache.

Mitte der 60er Jahre, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Atmosphäre der aufkommenden Studentenunruhen, stellte man die Feier des Altenberger Lichts ein, weil man der Überzeugung war, dass eine solche Form der liturgischen Feier für junge Menschen nicht mehr angemessen war.

1980 entstand ein lebendiger Neubeginn. Von Jahr zu Jahr wuchs die Teilnehmerzahl, und inzwischen kommen jährlich am 1. Mai ca. 3000 junge Menschen aus dem In- und Ausland nach Altenberg, um das Licht zu empfangen und weiter zu tragen.