Gedanken zum Advent

Bischof Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg-Stuttgart)

Auch 2012 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Heute mit Bischof Gebhard Fürst aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

 (DR)

Wachet auf ruft uns die Stimme, so heißt es in einem bekannten Adventslied. Wach sein sollen wir sagt Jesus, denn keiner weiß die Zeit und die Stunde wann sein Leben endet. Manchmal wüsste ich ja schon gern wie viel Zeit ich noch habe. Ich stelle mir vor was ich noch alles tun und erleben möchte. Ganz schnell wird mir aber auch bewusst, dass meinem Leben ein unweigerliche Grenze gesetzt ist. Ich meine gerade in einer Zeit in der das Leben immer verfügbarer wird, tut es gut, wenn man sich klar macht: das Leben hat von Gott gesetzte Grenzen. Ich muss nicht alles planen. Dazu gehört auch, dass wir es nicht in der Hand haben wann und wie ein Leben zu Ende geht. Das kann durchaus entlasten, ja sogar Kraft freisetzen. Grade denen die trauern und zweifeln will Jesus Mut machen. Ja, sagt er, Himmel und Erde werden vergehen. Meine Worte, sagt Jesus, vergehen nicht. Wer auf sie hört und sich an sie hält, wird Trost und Kraft zum weiterleben finden. In Mitten aller Veränderungen und Erschütterungen, meine Worte, sagt Jesus, geben euch Boden unter die Füße, auch wenn alles um euch herum ins Wanken gerät. Wachsam und bereit für das Kommen Jesu Christi, heißt ja nichts anderes als ganz bewusst hier und jetzt zu leben. Jesu Botschaft an uns könnte heute lauten: "Wacht darüber, dass Krieg kein Mittel zum Frieden wird. Wacht, dass die Menschenrecht nicht unter die Räder kommen. Wacht darüber, dass weltweit Gerechtigkeit nicht auf der Strecke bleibt. Seid wachsam wo Mensch und Menschsein auf dem Spiel steht. Seid wachsam wo die Würde von Menschen bedroht ist, weil sie krank, behindert sind oder alt oder schwach. Wir sollen als Christen Politikern, Wissenschaftlern, Ökonomen und Finanzakteuren auf die Finger schauen. Wache Christen sollen sich nicht blenden lassen von Heilsversprechen aus Forschung und Wissenschaft. Sie verheißen oft unendliches Leben und immerwährende Gesundheit und können doch nicht halten, was sie versprechen. Wache Christinnen und Christen schalten sich ein, beziehen Position und gehen vorran. Sie wissen ja, dass der menschgewordene Gott, Jesus Christus mit ihnen geht. Ich wünsche Ihnen eine gute und gesegnete Adventszeit.