"The Dream of Gerontius" von Edward Elgar

Eine Reise durch das Jenseits

Es ist ein berühmter Text des seligen John Henry Newman: "The Dream of Gerontius". Der englische Komponist Edward Elgar hat die Worte eindrucksvoll vertont.

In einer humanen Gesellschaft braucht es Zuwendung, Nähe, Hilfe und Liebe für sterbende Menschen / © vladischern
In einer humanen Gesellschaft braucht es Zuwendung, Nähe, Hilfe und Liebe für sterbende Menschen / © vladischern

Im Text geht um die Seele eines Sterbenden, der dann nach seinem Tod begleitet von einem Engel mehrere Etappen im Jenseits zurücklegen muss, ehe er schließlich Gott gegenübertritt und in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen wird.

Das berühmteste Oratorium des englischen Komponisten Edward Elgar trägt den Namen "The Dream of Gerontius“. "Der Traum des Gerontius" geht auf einen Text des inzwischen seliggesprochenen Kardinals John Henry Newman zurück. Im Text wird die Geschichte von Gerontius erzählt, der Name ist das Synonym für Jedermann, für einen alten Mann, was auch der Name Gerontius nahelegt. Der Hörer erfährt in mehreren Episoden den Weg einer Seele vom Sterbebett durch die verschiedenen Regionen des Jenseits, durch das Fegefeuer, geleitet von einem Schutzengel bis zum Gericht Gottes, ehe sie schließlich ganz in die Herrlichkeit Gottes aufgenommen wird - ein zutiefst frommer Inhalt. Zur Uraufführung gelangte das Auftragswerk auf dem renommierten Birmingham Festival, eine eigentlich protestantische Veranstaltung, was durchaus heikel war. Elgar, selbst katholisch, schätze aber die Texte von Newman sehr und komponierte dieses Oratorium.

Ganz zu Beginn, nach einem längeren Instrumentalvorspiel, betet Gerontius. "Jesus, Maria, ich bin dem Tod nahe.“ Sogleich ertönt der Chor seiner Freunde, der im Kyrie das Erbarmen für den Sterbenden erbittet und dabei die Heiligen im Himmel anruft. Begleitet werden die Freunde von einem Priester, der wenig später nach weiteren Gebeten und dem Ausruf des Gerontius‘, dass er nicht mehr könne, ihm den letzten Segen spendet.

Der zweite, deutlich umfangreichere Teil des Oratoriums beginnt nun im Jenseits. Gerontius ist gestorben. Er durchläuft begleitet von einem Schutzengel jetzt mehrere Stationen auf dem Weg zu Gericht und Herrlichkeit. Es geht vorbei an Dämonen, die um die Seelen der Toten kämpfen, er begegnet auch den klagenden Seelen im Fegefeuer. Zuletzt gelangt die Seele des Gerontius in die Gegenwart Gottes und wird nach Fürsprache des Todesengels in einem einzigen Moment gerichtet. In der Partitur ist vermerkt, dass an dieser Stelle jedes einzelne Instrument in voller Kraft spielen soll.

Mit der Wucht eines Orkans kommt das Gericht über die Seele des Gerontius, die nun seinem Schöpfer begegnet und deshalb bittet. "Take me away“. Gerontius ist jetzt in die Herrlichkeit Gottes, in den Himmel aufgenommen. Sogleich stimmt ein Chor sehr leise den Anfang des 90. Psalms an. "Lord, thou hast been our refuge“ – "Herr, du warst unsere Zuflucht  von Geschlecht zu Geschlecht.“ Ehe dann als Abschluss des Oratoriums die Engel ein beinahe zärtliches, als "Angel’s Farewell“ bekanntes Wiegenlied anstimmmen.

(Erstausstrahlung: 06.09.2015, Wiederholung 28.08.2016)