Schrifttext:
Hos 6,1-2
Kommt, wir wollen wieder zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen, er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden. Er macht uns lebendig nach zwei Tagen, er wird uns am dritten Tage aufrichten, dass wir vor ihm leben.
Impuls:
Das Warten ist nicht gerade leicht. Ich merke das auch immer und immer wieder. Warten heißt Geduld haben müssen, weil etwas noch nicht direkt verfügbar ist.
Der Karsamstag ist so ein "Wartetag". Jedenfalls empfinde ich das so. Die Vorfreude auf heute Abend ist schon da, ich freue mich auf Ostern, auf das befreite Singen der Osterlieder und die Jubelrufe, dass Jesus wirklich auferstanden ist. Dann geht mir das Herz auf. Aber zuerst heißt es noch warten; bis heute Abend spät oder morgen in aller Frühe.
Der Karsamstag hat jedoch nicht nur diese Prägung des Wartens, sondern auch eine ganz eigene. Ihn auszuhalten heißt auch, dass wir uns klarmachen sollten, dass Jesus nicht direkt vom Kreuz zur Auferstehung kam, sondern wirklich tot war. Da hilft auch kein süßlicher Kitsch oder salbungsvolle Worte. Heute, am Tag der Grabesruhe Jesu, gilt es das auszuhalten: die Endlichkeit. Erst durch seinen Tod wurde er im letzten uns Menschen gleich, weil auch wir eines Tages sterben werden.
Weil wir aber wissen, dass heute Nacht die Osternacht gefeiert wird, hat das auch Auswirkungen auf uns und unseren ganz persönlichen Karsamstag. Denn mittendrin, mitten im Tod, im tiefsten Dunkel, kommt es zur Auferstehung. Das Sterben ist somit für uns kein Weg mehr in die Einsamkeit, sondern letztlich ins Leben.
Es lohnt sich den Karsamstag noch auszuharren, bevor die ersten Ostereier als Zeichen der Freude gegessen werden. Auch im Leben machen sie vielleicht hin und wieder die Erfahrung, dass das Warten dazu führt, dass wir das, was wir erwarten, intensiver und froher wahrnehmen.
"Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht." So schrieb der Prophet Hosea. Eine tolle Verheißung, die sich erfüllt, immer und immer wieder.
