Warum die musikalische Rekonstruktion eines Gottesdienstes von 1831 kein Schauspiel ist

"Spirituell vertiefend, theologisch relevant!“

Die Vatikan-Gottesdienste in der Karwoche 1831 beeindruckten Felix Mendelssohn Bartholdy sehr – der Raum der Sixtinischen Kapelle, die fremde Liturgie und die Musik faszinierten ihn. Ein Konzert beim Festival Alte Musik Knechtsteden rekonstruiert nun die Gesänge.

Prof. Dr. Stefan Klöckner (KNA)
Prof. Dr. Stefan Klöckner / ( KNA )

Trotz der sängerischen Mängel der Cappella Sistina hinterließen die Gottesdienste in Rom mit dem Gregorianischen Choral und den mehrstimmigen Gesängen beim 22jährigen Ausnahme-Komponisten großen Eindruck.

Der Musikwissenschaftler, Sänger und Gregorianik-Experte Prof. Dr. Stefan Klöckner hat für die Gregorianische Nacht am 22. September beim renommierten Festival Alte Musik Knechtsteden Gesänge und Motetten zusammengestellt, die während Mendelssohns Besuch in Rom erklungen sein dürften.

Doch ist so ein rekonstruierter Gottesdienst als Konzert nicht eine Art Schauspiel - noch dazu in einer Kosterbasilika wie Knechtsteden? Nein, sagt Klöckner im Gespräch in der Sendung Musica und verweist auf die theologische Tiefe und spirituelle Kraft der vertonten Texte.

Außerdem spricht Klöckner darüber, warum der Gregorianische Choral im 19. Jahrhundert ganz anders gesungen wurde als heute, warum der damalige päpstliche Chor vermutlich schlechter sang als Mendelssohns Chor in Berlin und weshalb das deutsche Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert so von der Katholischen Kirche fasziniert war.

Weiteres Programm in "Musica":

Geistliche Musik zum Fest "Kreuzerhöhung" am 14. September bzw. dem Gedenktag Schmerzen Mariens, das aufgrund des heutigen Sonntags entfällt, mit Vertonungen des "Stabat mater" von Desprez und Pergolesi.


Sixtinische Kapelle von Innen / © Giampaolo Capone (dpa)
Sixtinische Kapelle von Innen / © Giampaolo Capone ( dpa )

Kloster Knechtsteden, Dormagen / © Mathias Peter  (DR)
Kloster Knechtsteden, Dormagen / © Mathias Peter ( DR )