Victorias klangprächtige Missa "Laetatus sum" für 12 Stimmen

Drei Chöre für ein Halleluja

Echoeffekt und viel Klang: Tomás Luis de Victorias Messvertonung aus dem Jahr 1600 zeigt noch einmal die gesamte Bandbreite der damaligen Kirchenmusik. Als Priester fühlte sich der Spanier der liturgischen Musik der Zeit verpflichtet.

Petersdom / © Yury Dmitrienko (shutterstock)

Tomás Luis de Victoria wirkte im 16. Jahrhundert in Rom. Das war die Glanz- und zugleich Endzeit der sogenannten klassischen Vokalpolyphonie unmittelbar vor der Barockzeit. Victoria und vor allem der ungleich berühmtere Giovanni Pierluigi da Palestrina führten diese Art der Chormusik zu ihrer letzten, aber glanzvollen Blüte.

Im Kern steht die Mehrstimmigkeit, die nach strengen Regeln des Kontrapunkts ein Netz aus Stimmen kunstvoll  zu entwickeln weiß. Meist griffen die Komponisten auf Melodien des Gregorianischen Chorals zurück oder verwendeten ältere Werke als musikalische Vorlagen für die Messvertonungen, von denen in dieser Zeit dutzende entstanden.

Victoria wurde Palestrinas Nachfolger und zwar als so genannter Moderator Musicae – das umfasste die Leitung der Kapelle vom Collegium Germanicum der Jesuiten. Dort hatte Victoria zuvor Theologie studiert, er war nicht nur Komponist und Sänger, sondern auch Priester. Der katholische Glaube war zentral in seinem Leben, und deswegen schrieb er ausschließlich Musik zu geistlichen Anlässen.

Bekannter Wallfahrtspsalm als textliche Grundlage

In Musica erklingt zunächst die Vertonung von Psalm 122 – textliche Basis ist der bekannte Psalm zur Wallfahrt nach Jerusalem. "Ich freute mich, als man mir sagte: "Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern2. Friede wohne in deinen Mauern." – so heißt zu Beginn. Victoria fasst den Text in eine strahlende, klangprächtige Musiksprache mit 12 Stimmen, auf drei Chöre verteilt.

Eine Missa, eine Messe besteht ja bis heute aus den Teilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Die. Die Texte stehen fest, dürfen nicht verändert werden. Und doch tragen die Messvertonungen seit Jahrhunderten Beinamen. Die beziehen sich oft auf geistliche Texten, die sie aber gar nicht in den Messteilen vertonen konnten, da die Messe ja wie gesagt unveränderlich ist.

Das Prinzip war anders: Ein Chorstück wie die Psalmenvertonung Laetatus sum von Victoria diente als musikalische Vorlage für die Vertonung der fünf Teile der Messe. Bisweilen wurde die Besetzung verändert, aber immer wieder kann man dann in der Messe bestimme musikalische Elemente aus der Motette heraushören.

Victoria beließ es aber bei den zwölf Stimmen wie bei der Motette und legte die Messvertonung ebenfalls für drei Chöre mit großen Klang- und Echoeffeken an. Auf die Motette Laetatus sum folgt in der Sendung Musica dann die Missa Laetatus sum.


Quelle:
DR