Die prachtvolle Messvertonung "Missa Cellensis" von Joseph Haydn

Zu opernhaft?

Die "Missa Cellensis" ist die umfangreichste Messevertonung von Joseph Haydn. Sie beeindruckt bis heute durch die große Besetzung und das kompositorische Geschick. Doch es gab auch Kritiker, die eine zu große Nähe zur weltlichen Oper fürchteten.

Notenblatt / © jaboo2foto  (shutterstock)

Die Missa Cellensis in C-Dur ist bekannter unter dem Beinamen "Cäcilienmesse", weil vermutet wurde, dass sie für die Wiener Cäcilien-Bruderschaft von Haydn geschrieben wurde.

Von der Form her handelt es sich um eine "Missa solemnis longa", die vor allem in Wallfahrtskirchen wie Mariazell in der Steiermark aufgeführt wurde während der prächtigen Hochämter – zeitgleich wurden an den Seitenaltären parallel so genannte Votivmessen gelesen. Textliche Grundlage sind die 5 Teile der Messe, so wie sie auch heute gelesen werden.

Haydn unterteilt - und das ist typisch für eine Missa solemnis der damaligen Zeit - die einzelnen Messteile nochmals in einzelne Abschnitte. Die unterscheiden sich dann beispielsweise innerhalb des Glorias deutlich in Besetzung und musikalischer Gestaltung. Diese Form der Messvertonung wird auch "Kantatenmesse" genannt.
Denn die Kantaten im evangelischen Gottesdienst bestehen aus voneinander getrennten Abschnitten mit unterschiedlichen Besetzungen.

Im konkreten Fall der Cäcilienmesse setzt Haydn allerdings musikalische Klammern durch die Verwendung von ähnlichen Figuren und Melodien, die das ganze Werk nicht als eine Ansammlung von lauter Einzelsätzen erscheinen lassen.

Angesichts der Länge von über 60 Minuten erscheint ein tatsächlicher Einsatz der Cäcilienmesse für den Gottesdienst fast zweifelhaft. Vermutlich ging es Haydn eher darum, sein gesamtes kompositorisches Geschick zu zeigen. Er schrieb kunstvolle Fugen, opernhafte Arien und verwendete insgesamt viel Mühen auf das Werk.

 

Weitere Musik in "Musica":

Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 2

Georg Friedrich Händel: Psalmenvertonung "O praise the Lord with one consent"

Ludwig van Beethoen: "Mondscheinsonate"

 


Haydn-Grab in Eisenstadt / © Verena Tröster (DR)
Haydn-Grab in Eisenstadt / © Verena Tröster ( DR )

Joseph Haydn (epd)
Joseph Haydn / ( epd )

Basilika von Mariazell, österreichisches Nationalheiligtum / © Bwag/Commons
Basilika von Mariazell, österreichisches Nationalheiligtum / © Bwag/Commons
Quelle:
DR