Antonio Vivaldi zwischen Oper und Altar

"Frommer, weltoffener Priester"

Die Violinkonzerte „Die vier Jahreszeiten“ sind weltberühmt – der Name Vivaldi steht heute für funkelnde Barockmusik. Vivaldi war zu Lebzeiten als Geigenvirtuose und Komponist berühmt – etwas vergessen ist, dass er katholischer Priester war.

 (DR)

Während Vivaldis Karriere war es den Menschen durchaus bewußt, dass es bei den Konzerten und Gottesdiensten ein Kleriker war, der so begnadet die Geige spielte und Meisterwerke komponierte. Aufgrund seiner roten Haare wurde er Il prete rosso genannt – der rote Priester – diesen Spitznamen behielt er auch dann noch, als er die Musik zu seiner Hauptbeschäftigung gemacht hatte.

Musikalischer Weltruhm trotz Asthma

Dass Vivaldi überhaupt so eine steile Karriere als Violinvirtuose, Musik-Lehrer, als Opernkomponist und Verleger einschlagen konnte, lag vor allem an seiner schwachen Gesundheit. Er wurde vom täglichen Mese-Lesen wegen seiner schwachen Konstitution befreit - sein Asthma verhinderte einen Einsatz als Priester. Dass es ihn nicht davon abhielt, virtuos Geige zu spielen und eine unüberschaubare Menge an Werken zu komponieren, fiel den kirchlichen Autoritäten irgendwann auch auf - doch trotz mancher Versuche, ihn auf den priesterlichen Dienst zu beschränken, blieb er der Musik treu.

Musikalische Triümpfe als Leiter eines Mädchenorchesters

Geboren 1678 in Venedig, erhielt er bei seinem Vater Giovanni Battista ersten Unterricht. Bald schon entwickelte er sich zu einem angesehenen Violinisten und leitete das Orchester in San Marco in Venedig. Trotz seiner überragenden musikalischen Begabung erhielt er noch eine theologische Ausbildung und wurde 1703 zum Priester geweiht.

Im gleichen Jahr begann er, als Violinlehrer und Dirigent am Ospedale della Pieta in Venedig zu arbeiten. Das war eine Art Mädcheninternat. Dort blieb er fast Zeit seines Lebens bis 1740. Als „Maestro di violino“ musst er ab da keine Messe mehr lesen.

Mehr als 770 Kompositionen sind von Vivaldi bekannt. insgesamt wirkte er 37 Jahre am Ospedale della Pieta in Venedig. Eigentlich war es ein Waisenhaus für Mädchen, wurde aber später nach und nach eine soziale Einrichtung für arme oder uneheliche Kinder. Die Musik spielte aber auf jeden Fall eine große Rolle. Durch Instrumentalunterricht erreichten die Mädchen eine erstaunliche Meisterschaft, die das Haus berühmt werden ließ.

Vivaldi hatte daran entscheidenden Anteil, die Konzerte wurden so zu wahren kulturellen Ereignissen. Erfolg hatte Vivaldi aber auch auf dem Gebiet der Oper. Er schrieb nach eigenen Angaben mehr als 90 Opern, allerdings haben sich nur rund 20 erhalten. Natürlich wurde im Ospedale nicht nur Instrumentalmusik aufgeführt – bei den Gottesdiensten kam auch Gesang zum Einsatz und so gibt es auch einige Werke für Chor von Vivaldi.

Der veränderte Musikgeschmack als Karrierekiller

Im Jahr 1741 am 28. Juli starb Vivaldi verarmt in Wien. Nur wenige Jahrzehnte zuvor war er einer der angesehensten Komponisten in Europa, Johann Sebastian Bach beschäftige sich intensiv mit der Musik des Venezianers und übernahm einige Eigenarten. Doch der sich wandelnde Musikgeschmack ab 1730 sorgte für den Absturz des einstigen Musik-Stars - fast 200 Jahre blieben seine Werke nahezu vergessen. Seit den 1920er Jahren hat eine beispiellose Vivialdi-Reanissance begonnen.

Wie fromm war Vivaldi?

In der Sendung Musica gibt der Vivaldi-Kenner und Buchautor Peter Schneider Antworten darauf, wie ernst VIvaldi seine Priesterberufung war und warum die Anzahl seiner religiösen Werke gar nicht so gering ist wie sie heute in der öffentlichen Wahrnehmung erscheint.


Quelle:
DR