Friedensnobelpreis an Maria Ressa und Dmitry Muratov

Verteidiger der Pressefreiheit

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die beiden Journalisten Maria Ressa und Dmitri Muratow. Das teilte das Norwegische Nobelkomitee mit. Damit werde ihr mutiger Einsatz zur Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit gewürdigt.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Dmitri Muratow und Maria Ressa / © A. Zemlianichenko/A. Favila (dpa)
Dmitri Muratow und Maria Ressa / © A. Zemlianichenko/A. Favila ( dpa )

In Deutschland stieß die Auswahl auf große Zustimmung. "Freier, unabhängiger und faktenbasierter Journalismus dient dem Schutz vor Machtmissbrauch, Lügen und Kriegspropaganda", erklärte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen.

Maria Ressa und Dmitri Muratow

Als Journalistin und Leiterin von Rappler, einem digitalen Portal für investigativen Journalismus, habe sich Ressa als unerschrockene Verteidigerin der Meinungsfreiheit erwiesen. Sie nutze die Pressefreiheit, um "Machtmissbrauch, Gewaltanwendung und wachsenden Autoritarismus" auf den Philippinen aufzudecken.

Dmitri Muratow, Chefredakteur der russischen "Nowaja Gaseta", habe sich trotz Morden und Drohungen geweigert, die Unabhängigkeit seiner Zeitung aufzugeben, und "sich konsequent für die Rechte von Journalisten eingesetzt", so Reiss-Andersen. Muratow selbst sagte, dass der Preis einer ganzen Reihe herausragender Journalisten der "Nowaja" gelte, die in den vergangenen 20 Jahren ermordet worden seien.

Anerkennung von Politik und Presse

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte, Ressa und Muratow kämpften "unter großer persönlicher Gefahr für einen freien öffentlichen Diskurs". Ihre Anerkennung gelte auch allen Journalisten weltweit, die "jeden Tag den oft gefährlichen Kampf für unser aller Recht auf Information kämpfen". Kulturstaatsministerin Monika Grütters mahnte, "unabhängige und kritische Medien, die Missstände und Skandale aufdecken", seien für jede freiheitliche Gesellschaft und Demokratie notwendig.

Der Deutsche Journalisten-Verband sprach von einem "Fanal für die Pressefreiheit weltweit und für verfolgte und diskriminierte Berichterstatter". Dass sich das Nobelpreiskomitee erstmals für Journalisten als Preisträger entschieden habe, unterstreiche die Bedeutung der Pressefreiheit. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) freute sich über eine "starke Botschaft für mutigen Journalismus".

Die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) erklärte, autoritäre Regime sähen ihren Frieden durch kritische Berichterstattung gestört; und: "Wir brauchen investigative 'Ruhestörer' wie Ressa und Muratow überall dort, wo Rechtsbruch, Korruption und Machtmissbrauch mit Repression und Gewalt vertuscht werden sollen." Das Bischöfliche Hilfswerk Misereor wertete die Auszeichnung von Maria Ressa als "starkes Zeichen für die Menschenrechte".

Auch aus Russland kamen zahlreiche Glückwünsche. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, Muratow widme sich konsequent seinen Idealen; er sei "talentiert" und "mutig". Auch die evangelisch-lutherische und die katholische Kirche in Russland gratulierten dem 59-Jährigen.

329 Nominierungen

Insgesamt gab es nach Angaben des Komitees in diesem Jahr 329 Nominierungen, davon 234 Einzelpersönlichkeiten und 95 Organisationen. Der Preis ist mit 10 Millionen schwedischen Kronen (rund 985.000 Euro) dotiert. Im Vorjahr war das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ausgezeichnet worden.

Der Friedensnobelpreis wird als einziger der fünf Nobelpreise nicht in Stockholm, sondern in Oslo vergeben. Dort findet die Verleihung traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896), statt. Es ist der 102. der seit 1901 vergebenen Friedensnobelpreise. In einigen Jahren, vor allem während der beiden Weltkriege, wurde unter anderem mangels geeigneter Preisträger auf die Vergabe verzichtet.


Berit Reiss-Andersen, Vorsitzende des norwegischen Friedensnobelpreiskomitees, gibt die Preisträger des Friedensnobelpreises 2021 im Nobelinstitut bekannt / © Heiko Junge/NTB (dpa)
Berit Reiss-Andersen, Vorsitzende des norwegischen Friedensnobelpreiskomitees, gibt die Preisträger des Friedensnobelpreises 2021 im Nobelinstitut bekannt / © Heiko Junge/NTB ( dpa )
Quelle:
KNA