Prof. Dr. Andreas Holzem

"... wenig gebetet, aber heißer als je"

Der Tübinger Kirchenhistoriker Andreas Holzem untersucht die Rolle der Katholiken im Ersten Weltkrieg (1914 - 1918).

Auf dem Weg zur Front in Ypern (dpa)
Auf dem Weg zur Front in Ypern / ( dpa )

Der 1. Weltkrieg gilt als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Zu allen Erschütterungen ihrer Lebenswelt und zu den horrenden Todesbedrohungen und -meldungen, die er auch für Deutschland mitbrachte, hatten sich die Katholiken mit ihren eigenen Deutungen zu verhalten. Ihre Kriegserfahrung speiste sich aus ihren politischen Einstellungen im Kaiserreich, aber auch aus der kirchlichen und theologischen Interpretation des Krieges durch Theologen und Ordensmänner, die schriftlich verbreitet wurden, sowie aus Predigten und Gebeten der Geistlichen in den Gemeinden. Die Haltungen der Katholiken schwankten beträchtlich: Die Studenten, Theologen und Bürger gaben ihre vor 1900 geprägte Distanz zum Nationalismus vielfach preis und verkündeten eine militaristisch-patriotische, an Bußbereitschaft geknüpfte Siegesgewissheit. Gleichzeitig stellte der völlig unheroische Massen- und Maschinenkrieg ganz neue Fragen an die Kriegsethik und an die religiöse Bewältigung von Angst, Trauer und Tod.

Prof. Holzem hielt seinen Vortrag im Oktober 2014 im Domforum Köln.