JProf. P. Dr. Alban Rüttenauer SAC

"Heilung durch stellvertretendes Leiden"

Alttestamentler spricht über die Botschaft der Gottesknechtlieder beim Zweiten Jesaja (Deuterojesaja) und fragt nach dem Mitleid in heutiger Zeit, das notwendig ist, um Leid zu erleichtern.

JProf. P. Dr. Alban Rüttenauer SAC / © Timo Michael Keßler (DR)
JProf. P. Dr. Alban Rüttenauer SAC / © Timo Michael Keßler ( DR )

Unter dem Titel "Zwiegespräch mit einem Toten" hält der Dichter und Schriftsteller Armin T. Wegner Rückschau auf sein eigenes Leben, in welchem er aufgrund seiner pazifistischen Gesinnung und seiner Zivilcourage im Eintreten für andere viel eigenes Leid erfahren hat. Seinem Zwiegespräch stellt Wegner ein Zitat aus dem 50. Kapitel des Buches Jesaja voran: "Meinen Rücken gab ich hin den Schlagenden und meine Wange den Raufenden. Mein Antlitz verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel." - Der im Zweiten Jesaja (Deuterojesaja) beschriebene Gottesknecht erleidet stellvertretend Schmach und Schande bis zum Opfer des eigenen Lebens. Vom Leiden wird aus der Perspektive der eigenen Betroffenheit gesprochen. Leiden wird hier nicht durch äußere Beseitigung und Abwendung durch äußere Maßnahmen, sondern durch ein Miterleiden und ein Mitaufsichnehmen bekämpft. Für Alban Rüttenauer, Inhaber des Lehrstuhls für alttestamentliche Exegese an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar, ist klar, dass man anderen nicht grundsätzlich ihr Leiden abnehmen kann. Aber es lasse sich zu einem guten Teil erleichtern, wenn man sich menschlich etwas angehen lasse, was einen scheinbar nicht anzugehen brauche.

Seinen Vortrag hielt Prof. Rüttenauer im Rahmen der Ringvorlesung "Heil und Heilung" in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar im Juni 2018.

Erstsendung: 08.07.2018

Quelle:
DR