Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk

"Der Duft der Distinktion"

Literatur- und Kulturwissenschaftler beschäftigt sich mit Auserwähltheit im demokratischen Massenzeitalter und gibt einen kurzen Zustandsbericht.

Pegida-Demonstration am 12.10.15 in Dresden / © Bernd Settnik (dpa)
Pegida-Demonstration am 12.10.15 in Dresden / © Bernd Settnik ( dpa )

Das französische Wort Elite trägt bereits ethymologisch die Konnotation des Auserwähltseins in sich. Wie lässt sich jedoch eine solche Besonderheit eines Oben in einer Gesellschaft überhaupt rechtfertigen, die die klassische Aristokratie, den Klerus und ihre legitimatorischen Narrative von Herkunft, Geburt und natürlichen Privilegien hinter sich gelassen hat? Wolfgang Müller-Funk, Professor für Kulturwissenschaften am Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Wien, weist darauf hin, dass Gesellschaften mit egalitärem Anspruch dazu tendieren, neue Formen der Besonderheit bzw. Exklusivität zu erzeugen. Wie sich in vielen Ländern Europas zeige, sei diese Elite stets in Gefahr, von der Wut der von der Distinktion Ausgeschlossenen – „Wir sind das Volk“ – weggejagt zu werden.

Prof. Müller-Funk hielt seinen Vortrag im Rahmen des 23. Philosophicum Lech im September 2019.