Morgenimpuls von Schwester Katharina

Hunger - Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

"Hungrig sein hat viele Facetten", sagt Schwester Katharina und überlegt, auf welche Weise man Hungernden zu essen geben kann. Denn damit ist nicht nur das Verteilen von Lebensmitteln gemeint.

"Den Hungernden zu essen geben" - das muss nicht immer mit Lebensmitteln verbunden sein / © addkm (shutterstock)
"Den Hungernden zu essen geben" - das muss nicht immer mit Lebensmitteln verbunden sein / © addkm ( shutterstock )

Die Sorge um die Hungernden zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Kirche. In einem Gleichnis über das Endgericht lässt Jesus einen König sagen: "Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben."

Ich vergesse nie, was meine Tante mir immer erzählt hat. Fast am Ende des Zweiten Weltkriegs kamen amerikanische Truppen ins Dorf und sie hatte gerade einen Topf Kartoffeln gekocht. Sie hat den Hunger in den Gesichtern der jungen Soldaten gesehen und sie an den Tisch gebeten. Sie haben gestaunt, sich gewundert, sich satt gegessen und sind dankbar wieder gegangen. Ein erster Schritt zur Versöhnung - vielleicht.

Hungrig sein hat viele Facetten: wirklich nichts zu essen haben, am Monatsende einfach nichts mehr haben. Arm und mittellos dastehen, allein und einsam sein und Hunger nach Nähe und Kontakt haben, sich ausgestoßen fühlen oder es wirklich sein. Hunger auf Leben, Hunger auf Hoffnung, Hunger auf Liebe. "Ihr habt mir zu essen gegeben", hat dann ebenso viele Möglichkeiten.

Das kann ganz konkret heißen: Hungernden zu essen verschaffen. Menschen, die um den berühmten Euro bitten, tatsächlich etwas geben, da sie oft wirklich Hunger haben. Tafeln und andere Organisationen unterstützen, Einsamen und Ausgestoßenen Gemeinschaft bieten und sich auch um die Armen und Hungernden in der Welt sorgen, wie in den Aktionen Misereor und Brot für die Welt, die ein weltweit beachtetes Zeichen unserer Kirche in Deutschland sind.

Aber wir sollten auch nicht vergessen, dass es unter uns viele Hungrige gibt. Sie sind hungrig. Auch wenn sie genug zu essen haben. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein.


Quelle:
DR