Sonntagsfrage: Wozu hat der Papst eine Sternwarte?

Dem Himmel so nah

Es ist tatsächlich so: Der Vatikan betreibt eine eigene Sternwarte. Auf dem Sommersitz des Papstes in Castel Gandolfo, 25 Kilometer vor Rom, arbeiten Astrophysiker im Auftrag des Papstes. Ob sie wohl den Stern von Bethlehem suchen?

 (DR)

Im Ostflügel der Sommerresidenz Castel Gandolfo unterhält der Vatikan seine eigene Sternwarte mit Teleskopen und forschenden Priestern. Die Vatikanische Sternwarte ist als Institution eine der ältesten Forschungsstätten der Astronomie. Alles begann in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts während der Durchführung der gregorianischen Kalenderreform. Ab 1578 ließ Gregor XIII. den Turm der Winde errichten und stellte ihn den jesuitischen Astronomen und Mathematikern des Collegio Romano für die mit der Kalenderreform verbundenen Arbeiten zur Verfügung.

Testlabor für Annäherung von Kirche und Wissenschaft

Vor knapp 400 Jahren machte die katholische Kirche Galileo Galilei den Prozess, heute gibt sich das Vatikan-Observatorium alle Mühe, Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu sein. Und so ist die Specola Vaticana, die Sternwarte des Vatikans, auch so etwas wie ein Testlabor für die Annäherung der Kirche an die Wissenschaft.

Nirgendwo sind sich Glauben und Wissen so nah wie hier. Die Sternwarte des Papstes ist das einzige Forschungsinstitut des Vatikans. Hier glauben Priester an Relativitätstheorie und Quantenphysik, an Darwins Evolutionstheorie, Plattentektonik und den Urknall. Morgens feiern sie die Messe, tagsüber schreiben sie Fachartikel für "The Astronomical Journal" oder "Astronomy and Astrophysics".
Papst und Mond, beten und forschen, in Castel Gandolfo geht beides zusammen.

Nur die Laternen stören

Zwei Kuppeln schmücken den Palast, und sie überwölben die beiden Teleskope der Specola. Mit ihnen blickt man allerdings nicht viel weiter als bis zu den Sternen unserer Milchstraße, denn die Instrumente stammen aus den 1950er Jahren und sind veraltet. Außerdem ist es in Castel Gandolfo zu diesig und hell für moderne Astronomie - Lichtverschmutzung durch Straßenlaternen und Autoscheinwerfer.

Auf einem Berg in Arizona, USA, unterhält das Vatikan-Observatorium deshalb eine Zweigstelle mit einem modernen Teleskop, in Castel Gandolfo werden die Daten ausgewertet und Konferenzen veranstaltet.