Sonntagsfrage: Was ist ein Reisesegen?

Heile in den Urlaub und wieder zurück

Endlich, es ist Urlaubszeit! Bevor wir uns aber auf den Weg machen, halten wir doch noch einmal inne und geben uns einen Reisesegen. Eigentlich sind nämlich auch schon die Abschiedsworte wie „Gute Reise!“ oder „Komm gut wieder“ Ableger eines Reisesegens. Denn: Jeder von uns darf andere segnen. Und wenn wir Gutes wünschen, dann kommt das einem Segen gleich.

Es ist Ferienzeit (dpa)
Es ist Ferienzeit / ( dpa )

Das lateinische Wort für Segen "benedicere" bedeutet soviel wie "gutsagen". Gott sagt uns Gutes zu – durch einen anderen Menschen. Nach christlichem Verständnis haben Menschen schon damals einen Reisesegen im Vertrauen an eine höhere Macht erteilt, die den Reisenden auf dem Weg unterstützt und ihn vor Gefahren beschützt. Der Zuspruch Gottes segnet sie.

Bedürfnis nach Schutz

Vor allem in früheren Zeiten hatten die Menschen ein großes Bedürfnis nach Schutz und Begleitung, denn es gab weder Jugendherbergen, Hotels noch sichere Verkehrsverbindungen. Man war auf die Gastfreundschaft der Einheimischen angewiesen und konnte nie wissen, ob alles gut ging. Reisen war sehr gefährlich. Diebe konnten den Reisenden überfallen oder wilde Tiere den Weg kreuzen. Um sich vor all dem zu schützen, erteilte man sich gegenseitig einen Segen.

Beim Segnen ruft man den Segen Gottes auf jemanden oder etwas herab. Segnen ist deshalb ein Geschehen „von oben nach unten“ zwischen Gott und Mensch, und zugleich eines „von rechts nach links“, also zwischen Menschen, die sich gegenseitig den Segen Gottes zusagen. Mit Gott unterwegs sein, heißt allerdings nicht, dass alles glatt geht. Reisesegen heißt: Gott ist an Eurer Seite, was auch passiert.

Ursprung schon im Alten Testament

Seine Wurzeln hat der Reisesegen in den uralten Geschichten des Alten Testaments der Bibel. Sie erzählen von Nomadenfamilien, die auf der Suche nach fruchtbarem Land unterwegs waren. So verlassen beispielsweise Abraham mit seiner Frau Sara ihre Heimat und ziehen los, ohne das Ziel zu kennen. Gott hat zu Abraham gesagt: Verlass deine Heimat und geh in ein Land, das ich dir zeigen will. Aber Abraham hat ein Unterpfand: den Segen Gottes. Gott sagt zu ihm: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. Segen hat beides: Selbst behütet zu sein. Und auf dem Weg gut für andere zu sein.

In vielen Gemeinden wird jetzt zum Beginn der Reisezeit ein Reisesegen im Gottesdienst angeboten. Möglich ist es aber natürlich auch, dass wir uns den Reisesegen in den Familien und unter Freunden selbst spenden. So zum Beispiel:

Guter Gott,

es ist Urlaub und wir lassen die Arbeit ruhen.
Wir danken dir für die Gelegenheit,
in diesen Tage in deine Hände zu legen,
ob unsere Anstrengungen im Laufe des Jahres Frucht bringen.

Wir bitten dich,
schenke uns in den freien Tagen die Gelassenheit des Mannes aus dem
biblischen Gleichnis und das Vertrauen darauf,
dass du das Wachstum schenkst.

Amen.