Sonntagsfrage: Wo kommt das her?

Perlen vor die Säue werfen

Die Redensart meint, dass man jemandem etwas Schönes oder Wertvolles gibt, das dieser eigentlich gar nicht zu würdigen weiß. Woher kommt das?

"Gewalt gegen Tiere hat mit unserer Hoffnung auf Ostern gar nichts zu tun." (dpa)
"Gewalt gegen Tiere hat mit unserer Hoffnung auf Ostern gar nichts zu tun." / ( dpa )

Unwürdigen etwas Wertvolles anbieten und etwas verschwenden, darum geht es, wenn man Perlen vor die Säue wirft. Bei einem Blick in die Bibel werden wir schnell fündig und lesen in einem Auszug der Bergpredigt, im Neuen Testament, folgenden Absatz:
"Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen." (Matthäus, Kapitel 7, Vers 6)

Harsche Worte

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich dann viele kluge Menschen ihre Köpfe darüber zerbrochen, was die Botschaft hinter diesem Gleichnis sein könnte. Eine mögliche Antwort ist: Jesus will damit wohl den Wert des Glaubens, der damit verbundenen Bräuche und Riten betonen. Diese Perle sollen geschützt werden und nicht leichtfertig verschleudert an Menschen, die das Heilige dahinter sowieso noch nicht erkennen könnten. Die wüssten in ihrer Unwissenheit damit so viel anzufangen wie eben, sehr ruppig formuliert, Schweine mit kostbaren Perlen. Etwas weniger barsch sagt das der Völkerapostel Paulus. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Heiden zum Glauben an Jesus zu bringen. Er schreibt den jungen Christen in Korinth: "Milch gab ich euch zu trinken statt fester Speise; denn diese konntet ihr noch nicht vertragen." Zusammengefasst könnte man übersetzen: "Gebt den Menschen erst dann das Heilige, wenn sie es in rechter Weise verstehen und wertschätzen können."

Wieso aber gerade Säue, warum ausgerechnet Perlen?

Hunde und Schweine müssen als Sinnbild des Niederen und Unwürdigen herhalten, weil diese Tiere im jüdischen Glauben, in dem das Christentum verwurzelt ist, als unrein und als Symbol des Heidnischen gelten.

Zu den Perlen geht die Erklärung um, dass es in der byzantinischen Kirche Brauch war, das geheiligte Brot für die Messe in Krümel zu zerlegen. Das griechische Wort für diese Krümel (margarites) bedeutet zugleich Perlen.
Demnach hatte möglicherweise jemand die alten Texte schlicht und ergreifend falsch aus dem Griechischen übersetzt, denn das lateinische Wort für Perlen lautet zum verwechseln ähnlich – margaritae. Immerhin besteht eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit zwischen Perlen und Brotkügelchen.

Aber vielleicht wurde die Perle auch in voller Absicht als Sinnbild für den Glauben auserwählt, weil sie von jeher für Reinheit, Schönheit und Reichtum steht. Der Gegensatz zu den angeblich unsauberen Schweinen war so auf jeden Fall größer, bildhafter, griffiger. Das würde erklären, wieso sich eine möglicherweise falsche Übersetzung durchgesetzt hat.