Fest Taufe des Herrn

Kantate: BWV 7 "Christ unser Herr zum Jordan kam"

An diesem Sonntag feiert die Kirche das Fest Taufe des Herrn – damit ist die Taufe von Jesus Christus durch Johannes den Täufer gemeint. Eine Kantate von Johann Sebastian Bach greift diese biblische Erzählung auf. Textliche Basis ist ein Tauflied von Martin Luther.

Johannes der Täufer  von Leonardo da Vinci / © Gemeinfrei
Johannes der Täufer von Leonardo da Vinci / © Gemeinfrei

Im Evangelium wurde heute die Begegnung zwischen Jesus Christus und Johannes dem Täufer geschildert. Jesus lässt sich von ihm in Jordan taufen. Genau diese Szenerie schildert Bach im Eingangschor der Kantate: der Tenor des Chores übernimmt die Melodiestimme, die drei anderen Stimmen kleiden ihren Part sehr lebhaft aus. Sehr selbstständig komponiert Bach den Orchesterpart, die Streicher sind virtuos geführt, fast meint man, die Wellen des Jordans zu hören. Das Wasser der Taufe wäscht die Sünden der Menschen fort – diese Überzeugung drückt Martin Luther in dem Text aus – denn das Tauflied des Reformators „Christ unser Herr zum Jordan Kam“ ist die Basis der gleichnamigen Kantate.

Bach behält die erste und letzte Strophe genau bei, während die Strophen 2 bis 6 so umgewandelt werden, dass sie zur Struktur einer typischen Kantate der Barockzeit passen. Die Bibel schildert, dass Im Moment der Taue der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Jesus herab kommt. Eine Stimme aus Himmel sagt: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“

Diese Szenerie, die Luther in seinem Tauflied paraphrasiert, schildet Bach musikalisch gleich zweimal, zunächst in einem Rezitativ, dann in einer Arie für Tenor solo, zwei Violinen und Generalbass . Die virtuos geführte Tenorstimme erinnert an mehrere Glaubensgeheimnisse: Jesus wird als wahrer Mensch getauft, durch sein Blut – also durch seinen Kreuzestod – sind die Menschen erlöst worden und durch die Taube wird die göttliche Dreifaltigkeit - also Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist - verdeutlicht.

Obwohl Text und Musik wie gemacht für das heutige Fest Taufe des Herrn scheinen, hat Bach ursprünglich diese Kantate für den 24. Juni 1724 komponiert, für das Fest Johannes des Täufers. Da aber die Taufe so ausgiebig thematisiert wird, passt die Kantate sehr gut zum heutigen Tag. Während der Eingangschor und die Tenorarie sehr lebendig und virtuos daher kommen, schlägt die letzte Arie einen ganz anderen Ton an. Es ist ein fast schon flehentlicher Appell an die Gläubigen, auf Gott zu vertrauen und die Gnade des Glaubens zu erfassen: „Sünden sind uns angeboren, Wir sind von Natur verloren; Glaub und Taufe macht sie rein, Dass sie nicht verdammlich sein.“ Die Oboen unterstreichen den Charakter der Arie zusätzlich.

Der dichte Text, der elementare christlichen Glaubensinhalte kompakt darstellt und die eindringliche Musik der Kantate zeigen einmal mehr, dass Bach mit seinen etwa 400 Kantaten Woche für Woche Meisterwerke ablieferte, die theologische Tiefe, Frömmigkeit und musikalisches Genie auf einmalige Weise zu verbinden wussten.