Taizé-Gemeinschaft bereitet europäisches Jugendtreffen in Berlin vor

Geschäftiges Treiben im alten Gefängnis

Treppe hinauf, Treppe hinunter. Bruder Han-Yol kommt selten zur Ruhe. Nur wenige Tage vor Beginn des europäischen Jugendtreffens in Berlin sitzt der Ordensmann der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé entweder vor dem Computer, am Telefon oder in Besprechungen. Han-Yols größte Sorge ist, dass nicht alle einen Schlafplatz finden.

 (DR)

Das Koordinationszentrum des Männerordens ist ein früheres Gefängnis, nur wenige Gehminuten vom S-Bahnhof Landsberger Allee entfernt. Von außen wenig ansehnlich, innen schmücken bunte Bilder und Zeichnungen die ansonsten tristen Wände des Gebäudes. "Viele sind noch vom Jugendtreffen vor acht Jahren in Portugal", erzählt der Bruder und zeigt auf ein Bild mit biblischen Motiven. Der 49 Jahre alte Geistliche lebt seit dem 1. Oktober in der Hauptstadt und bereitet mit einigen seiner Brüder und einem Schwarm Freiwilliger das 34. Jugendtreffen vor. Vom 28. Dezember bis 1. Januar werden fast 30.000 Jugendliche in Berlin erwartet.



Damit keiner in der Hauptstadt verloren geht

Um einige der jungen Teilnehmer kümmert sich Schwester Kerstin von den Andreas-Schwestern, die ebenfalls in dem französischen Pilgerort Taizé leben. Die Ordensfrau kontrolliert die von Berliner Kirchengemeinden ausgearbeiteten Wegbeschreibungen für die Jugendlichen, damit sie sich in der Hauptstadt nicht verlaufen. Auf Zetteln sind Straßen per Hand eingezeichnet, Einkaufszentren und Kinos aufgemalt. "Das dient der besseren Orientierung", erläutert die 41-Jährige. Die Jugendlichen sind auf etwa 200 Kirchengemeinden der Hauptstadt aufgeteilt.



"Jetzt müssen wir die eingegangenen Wegbeschreibungen aber noch einmal überarbeiten", sagt sie und streicht von einem Zettel die S-Bahnlinie 3, die seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember nicht mehr nach Spandau fährt und damit nicht am Messegelände hält. Die Messehallen sind täglich zentraler Anlaufpunkt für die Jugendlichen aus ganz Europa. Viele Stadtpläne sollen in bis zum Beginn des Treffens noch gedruckt werden.



Noch Tausende Schlafplätze gesucht

Auf dem Flur ordnet Schwester Anne derweil Zettel in eine Box - ausgedruckte E-Mails von Berlinern, die Schlafplätze für Teilnehmer anbieten. Nach Angaben von Bruder Han-Yol fehlen noch etwa 6.000 Quartiere. 20.000 Jugendliche aus dem Ausland müssen insgesamt untergebracht werden. "800 Schlafplätze suche ich noch, aber das wird schon", ist Margarethe aus Bremen zuversichtlich. Die 21-Jährige arbeitet als Freiwillige in Taizé und betreut beim Jugendtreffen den Bezirk Steglitz-Zehlendorf mit insgesamt 2.100 Quartieren.



Margarethes Telefon klingt wieder. "Absprachen zum Programm", murmelt sie in den Telefonhörer und schaut auf eine Uhr. Das geschäftige Treiben im Koordinationszentrum ruht nur morgens, mittags und spät am Abend: zu den Gebeten, den Mahlzeiten und zur Nachtruhe. Am Mittag erklingen die mehrstimmigen geistigen Gesänge der Brüder in der Marienkirche am Alexanderplatz. Gebetet und geredet wird mehrsprachig.



Bruder Han-Yol beherrscht neben seiner Muttersprache Koreanisch Deutsch, Englisch und Französisch. "In 15 Sprachen ist allein das Programmheft erschienen", sagt er. 6.000 Jugendliche werden allein aus Polen anreisen. Etwa 2.000 sind es jeweils aus Italien, Frankreich, der Ukraine und Kroatien. Froh sei er, erzählt Han-Yol, dass sogar Teilnehmer aus dem autoritär regierten Weißrussland nach Berlin kommen dürfen.