Jüngere Arbeitnehmer können mit Flexibilität, Dynamik und Mobilität punkten. Deshalb sind sie in vielen Unternehmen gefragt. Bewerber 50plus begegnen dagegen öfter Vorbehalten und haben es mitunter schwer, ein neues Arbeitsverhältnis zu finden. Umso wichtiger ist es, die richtigen Tricks bei der Bewerbung zu kennen.
Die Standortbestimmung
Dr. Inga Freienstein, Leiterin des "C³ Cologne Career Center" der Rheinischen Fachhochschule Köln, sagt: "Wer schon viele Jahre im Beruf ist, hat häufig Schwierigkeiten seinen Stand realistisch einzuschätzen." Ein Bewerber sollte sich daher zunächst einmal klar machen, was er "wert" ist."
Dabei zählen erworbene Abschlüsse und Qualifikationen genauso wie gewonnene Erfahrungswerte. Gerade ältere Bewerber verfügen nämlich über sogenannte Soft-Skills, die junge Bewerber noch nicht haben können: Eine gewisse Gelassenheit in Stresssituationen beispielsweise oder der sichere Umgang mit Kunden. Das bestätigt auch Michael Pesch, Geschäftsführer der Kölner Wirtschaftsfachschule. Er weiß: "Die Älteren sind in kritrischen Situationen oft viel gelassener, sie haben Erfahrungswissen und sind dadurch gewinnbringend für ein Unternehmen". Ein Bewerber über 50 sollte diesen Bonus beim potenziellen Arbeitgeber immer ausspielen.
Die Sichtung des Arbeitsmarktes
Ist die Werdeganganalyse abgeschlossen, lautet die nächste Frage: Wo suche ich nach passenden Arbeitsstellen? Experten unterscheiden zwischen dem offenen und dem verdeckten Arbeitsmarkt. Offen sind klassische Stellenbörsen, verdeckt die Möglichkeit über einen Headhunter gefunden zu werden oder sich initiativ zu bewerben. Expertin Freienstein rät: "Wer über 50 ist, sollte immer auch auf den klassischen Wegen suchen, sich Stellenbörsen ansehen und Anzeigen in der Zeitung studieren."
Die Bewerbungsmappe
Ist das geschafft, wird an der Bewerbung gearbeitet, der wohl größten Hürde für Berufsrückkehrer in einem gewissen Alter. Wie stelle ich mich dar?
Die Leiterin des C³ Cologne Career Center erklärt: "Entschuldigen Sie sich bitte nicht für Ihr Alter. Und verkaufen Sie gleichzeitig Ihre wertvollen Qualifikationen und Erfahrungen im Lebenslauf nicht als zu groß." Lange Jahre Berufserfahrung suggeriert einem Arbeitgeber häufig, dass der Bewerber festgefahren sei in seinen Strukturen, nicht mehr agil und aufnahmefähig für Neues.
Dr. Inga Freienstein sagt deshalb: "Packen Sie Paketchen. Zum Beispiel kann man schauen, wie viele Jahre der gesamten Berufserfahrung Führungserfahrung sind. Vielleicht sind das zehn Jahre und die packt man zusammen in ein Paket." Kleinere Pakete in verschiedenen Bereichen transportieren oft besser Expertise, als es große Zeitspannen können. Ähnliches gilt auch für das Bewerbungsfoto: Nichts verstecken, aber sich gut und modern in Szene setzen.
Das Bewerbungsgespräch
Wie trete ich auf? Im besten Fall selbstsicher und authentisch, weshalb man sich gründlich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten sollte. Bewerbungstrainerin und Coach Barbara Voss rät in ihrer Versanstaltungsreihe SixPack: "Üben Sie ihre Selbstsicherheit vorher ein, indem Sie die Szenarien eines Bewerbungsgesprächs durchspielen." Machen Sie sich klar, welche Fragen vom Gegenüber gestellt werden könnten und üben Sie Ihre persönlichen Antworten ein, damit Sie sich auf sicherem Terrain bewegen.
(Erstausstrahlung: 26.01.2017)