Zum 55. Todestag von Bertolt Brecht

"Die Widersprüche sind die Hoffnungen"

"Sie werden lachen, die Bibel." Für Bertolt Brecht war die Heilige Schrift das wichtigste Buch. "Schließlich ist er im katholischen Augsburg mit der Bibel aufgewachsen", erzählt der Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht an der Universität in Karlsruhe, Jan Knopf, im domradio.de-Interview. Am 14. August 1956 starb Bert Brecht.

 (DR)

Zum 55. Todestag des deutschen Dramatikers ist Jan Knopf zu Gast im domradio Studio. "Brecht hatte als Kind einen fundierten Religionsunterricht, und er ist jeden Sonntag in die Kirche gegangen und hat dort aufmerksam zugehört", sagt der Literaturwissenschaftler Knopf.





Im Werk von Bertolt Brecht findet der Brecht-Experte durchgehend Bezüge und Zitate aus der Bibel. So ist die Handlung der Dreigroschenoper an dem Grundmuster der Passion Christi angelehnt. Dreimal wird Mackie Messer verraten. An einem Freitag soll er hingerichtet werden. "Bertolt Brechts Mission ist aber eine radikal soziale, keine religiöse Mission", sagt Professor Knopf. Das heißt aber nicht, dass Brecht Atheist oder Nihilist war. Auf die Frage nach Gott kann es keine Antwort geben, so die Botschaft Brechts. In seinem letzten Arbeitszimmer stand eine Skulptur der Jungfrau Maria und eine Steinfigur des Heiligen Johannes. "Brecht fragt nicht, ob es einen Gott gibt - er fragt: wer ist Gott?" Jan Knopf hält Brecht für einen Autor, der mit Gott hadert und streitet: "Er formuliert die Theodizee Frage sehr radikal, indem er in seiner Hymne an Gott resümiert: Wie kann das nicht sein, das so betrügen kann?"