Uwe Neumahr über den Autor des "Don Quijote“

"Miguel de Cervantes / Ein wildes Leben“

"Cervantes Werk zeichnet sich durch einen enormen Humor und einen enormen Lebensmut aus", sagt Uwe Neumahr im domradio.de Interview. "Miguel de Cervantes / Ein wildes Leben“ so heißt seine Biografie, die jetzt im 400. Jahr nach dem Tod des Dichters erschienen ist.

Uwe Neumahr / © Ronja Baumung
Uwe Neumahr / © Ronja Baumung

Uwe Neumahrs neue Biografie blättert den Kosmos von Cervantes’ Werk auf und erzählt das abenteuerliche Leben des Dichters, das selbst einem Roman gleicht. Mit 22 Jahren musste Cervantes (1547–1616) nach einem Duell aus Spanien fliehen. In der Seeschlacht von Lepanto zeichnete er sich durch Tapferkeit aus, doch seine linke Hand wurde zerschmettert. Er geriet in die Fänge von algerischen Piraten, versuchte viermal zu fliehen und wurde erst nach fünf Jahren Gefangenschaft losgekauft. Zurück in Spanien war er als Nachrichtenagent für König Philipp II. tätig, wurde des Mordes bezichtigt und erneut eingesperrt. Den Don Quijote begann er im Gefängnis von Sevilla.

"Cervantes Lebensweg war auch ein Lebensweg hin zu katholischen Institutionen“, erzählt Uwe Neumahr. Obwohl ihn die Amtskirche zweimal exkommunizierte, wurde er später Mitglied der franziskanischen Ordensfamilie, in deren Habit er sich auch beerdigen ließ. Sein letzter Roman „Persiles und Sigismunda“ sei ein katholischer Bekenntnisroman, sagt der Cervantes-Biograf. Sein Werk hinterfrage ständig Wahrheiten. Umso rätselhafter sei es für viele Cervantes Forscher, dass der Autor im Alter ein christliches Glaubensbekenntnis geschrieben habe. "Es ist ein großes Rätsel", meint auch Neumahr, "aber auch ein Zeichen dafür, dass man Cervantes in keine Schablone pressen kann, er war jemand, der sich ständig neu erfand." Mit Don Quijote habe Cervantes eine Figur geschaffen, die ähnlich wie der Autor zwischen den Extremen schwanke und sich nicht auf eine einfache Formel reduzieren lasse, schreibt Neumahr in seiner Biografie. Don Quijote verwandelt sein Leben durch die Kraft der Phantasie in etwas anderes - er verändert damit die Welt für immer, weil er die Möglichkeiten ihrer Deutungen auf den Kopf stellt.