Ulla Lenze über "Die endlose Stadt“

Die Verantwortung der Künstler

"Wenn wir in die armen Länder der Welt reisen, müssen wir Stellung beziehen“, sagt die Autorin Ulla Lenze im domradio.de Interview. In ihrem neuen Roman "Die endlose Stadt“ schickt sie ihre Heldinnen Holle und Theresa nach Mumbai und nach Istanbul.

Ulla Lenze / © Julien Menand
Ulla Lenze / © Julien Menand

Am Beispiel der Megastädte lotet sie das Verhältnis von Kunst und Ethik und von Journalismus und Verantwortung aus, denn "Literatur kann der Welt die richtigen Fragen stellen“, sagt Lenze.

Holle vermittelt die Welt als Künstlerin. "War Kunst sozialkritisch, war sie keine Kunst mehr, sondern Botschaft. War sie autark, wurde sie höhnisch“, beschreibt Holle das Spannungsfeld zwischen Kunst und Ethik. Theresa ist Journalistin, sie schreibt Reportagen, die vom Leben in Mumbai erzählen. "Da hat sie noch eine andere soziale Verantwortung zur Armut dort Stellung zu beziehen als der Tourist, der dorthin reist, oder als ein Journalistenkollege, der über Wien und Venedig schreibt“, sagt Lenze.

Der Roman "Die endlose Stadt“ ist auch ein mitreißender Liebesroman. Holle verliebt sich in den Türken Celal und sie begegnet Wanka. Der reiche Unternehmer repräsentiert alles, was Holle ablehnt und doch kann sie sich nicht von ihm lösen. Ulla Lenzes Roman ist auch ein spannendes Spiel mit Zeiten, Orten und Identitäten – auch ein Konkurrenzspiel zweier Frauen. Am Ende des Romans richtet sich Holles Blick nach oben, in den Himmel, denn "ich finde das Blau im Flugzeug immer sehr faszinierend“, sagt die Autorin: "egal über welchem Kontinent man sich befindet, und egal welches Wetter in dem Land ist, das Blau des Himmels da ganz oben ist immer dasselbe Blau, das finde ich sehr schön“.


Ulla Lenze / © Julien Menand
Ulla Lenze / © Julien Menand