Ulf Erdmann Ziegler über "Nichts Weisses"

Woher kommen unsere Wünsche und wie sehr bestimmen sie unser Leben?

"Die Zeit steht still, das Schicksal hebt die Schultern und lässt sie wieder sinken. Alle Welt flüstert." Marleen ist 25. Jahre alt. Sie sitzt im Flugzeug nach New York und schläft und träumt. Marleen, so heißt die Heldin in Ulf Erdmann Zieglers neuem Roman "Nichts Weisses", ein Roman über ein Mädchen, das schon als kleines Kind ein "mönchisches Vorhaben" hat.

Ulf Erdmann Ziegler  / © Arne Reimer
Ulf Erdmann Ziegler / © Arne Reimer

Marleen will die perfekte Schrift entwickeln. Auch weil sie in der Schule unter einer Leseschwäche leidet, träumt sie davon, eine Schrift zu entwerfen, die so einfach, so neutral ist, dass sie jeder lesen kann. Sie wird Typografin, Schriftgestalterin – doch das Leben verzehrt ihren Traum. Am Ende hebt das Schicksal die Schultern und lässt sie wieder sinken.

Ulf Erdmann Ziegler erzählt in "Nichts Weisses" auch die Geschichte der alten BRD von den sechziger Jahren bis zur Wiedervereinigung. Marleen wächst im katholischen Neuss auf, sie setzt sich mit der Kirche auseinander, sie sucht nach dem Sinn des Lebens. "In meinem Roman wechseln fast alle Menschen ihre Konfession oder sogar ihren Glauben", sagt Ziegler im domradio.de Interview und erzählt weiter, warum er, obwohl er im evangelischen Schleswig Holstein aufgewachsen ist, über die katholische Kirche und den Katholischen Glauben schreibt. In seinem Roman sagt Cristina, deren Vater von der Kirche zur Bhagwan-Sekte übergetreten ist: "Da kann man mal sehen, dass die Entfernung von der Kirche ernsthafte Dachschäden anrichtet."