Thomas B. Schumann hat die Erinnerungen eines großen Exilautoren wieder entdeckt

Max Osborn: Der Bunte Spiegel

Max Osborn, geboren 1870 in Köln, war einer der wichtigsten Kulturjournalisten der Weimarer Zeit und ein bekannter Buchautor. Künstlern wie Max Oppenheim oder Max Pechstein verhalf er zum Durchbruch. 1935 mußte Osborn, weil er Jude war, vor den Nazis fliehen. In New York schrieb er seine Erinnerungen auf. „Der Bunte Spiegel“ erscheint jetzt zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum. Thomas B. Schumann hat das Buch wieder entdeckt und in seinem Verlag „Edition Memoria“ heraus gebracht.

 (DR)

„Nach 1945 blieben die Exilautoren außen vor“, erzählt Thomas B. Schumann im domradio.de Interview: „Selbst in der Gruppe 47 spielten sie keine Rolle. Einmal Emigrant, immer Emigrant – oder wie Carl Zuckmayer sagte: Exil is a journey of no return“. Und so konnte es passieren, dass ein Autor wie Max Osborn vergessen wurde. Seine Erinnerungen „Der Bunte Spiegel“ erschienen damals in einem kleinen New Yorker Exilverlag, aber nie in Deutschland.

Thomas B. Schumann ist der Gründer und Verlagsleiter der Edition Memoria, das ist der einzige Verlag, der in Deutschland ausschließlich Exilautoren veröffentlicht. Die Entdeckung von Max Osborns Buch „Der Bunte Spiegel“ ist für ihn eine echte Sensation. Über eine Anzeige in einer Zeitschrift für Exilanten machte er die Enkelin von Osborn Ruth Weyl ausfindig und besuchte sie in London. In einem von Schumann aufgezeichneten Nachwort erinnert sie sich in dem Buch an ihren Großvater.

In „Der Bunte Spiegel“ erinnert sich Osborn an die Begegnungen mit den großen Künstlern der vergangenen Zeit. Sein Freund Thomas Mann schrieb das Vorwort zu dem Buch. Osborn schildert auch Reiseerlebnisse oder beschreibt die Atmosphäre in Deutschland kurz nach der Jahrhundertwende: „Das Mystische und Magische gewann wieder Anziehungskraft. Alles, was ins Jenseitige zielte, wurde bereitwillig aufgenommen. … Und über alles hinaus schwang sich eine glühende neue Anteilnahme an den Problemen der Religion. Das metaphysische Bedürfnis, plötzlich wieder erwacht, griff sämtliche Mittel auf, deren es habhaft werden konnte“.